"Die Jugend" (Zeichnung von Arpad Schmidhammer, 1857-1921, für die Münchner Zeitschrift "Die Jugend")
"Die Jugend" (Zeichnung von Arpad Schmidhammer, 1857-1921, für die Münchner Zeitschrift "Die Jugend")

Dr. Jörg Antoine, Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz, in seiner Email an das Marie-Josenhans-Institut vom 16. Mai 2017: 

"(...) tatsächlich muss ich mich korrigieren, da ich von einem falschen Sachverhalt ausgegangen bin. Der Junge trug wohl keine Kipa."

Dr. Antoine hatte zuvor gesagt, "dass vor einigen Wochen ein jüdischer Schüler mit Kippa in einer Berliner Schule massiv gemobbt wurde" - das war eine Falschmeldung

 

geschrieben am 17. Mai 2017, ergänzt am 18. Mai 2017

 

Am 12. Mai 2017 berichteten die Seiten domradio.de und erzbistumberlin.de über eine Äußerung von Dr. Jörg Antoine, Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz. Dr. Antoine hatte gesagt, "dass vor einigen Wochen ein jüdischer Schüler mit Kippa in einer Berliner Schule massiv gemobbt wurde."

 

Diese Aussage war falsch ! Der 14jährige jüdische Schüler hatte in der Friedenauer Gemeinschaftsschule nie eine Kippa getragen. Das hatte schon Alan Posener in seinem Artikel in der "Welt" ("Der hilflose Anti-Antisemitismus") vom 13. April 2017 ausdrücklich gesagt. Auch sonst hatten die Medien nie berichtet, dass der gemobbte Junge eine Kippa getragen habe.

 

Das Marie-Josenhans-Institut dokumentiert im folgenden die Email-Korrespondenz mit Alan Posener und Dr. Jörg Antoine:

 

 

1) Das Marie-Josenhans-Institut an Dr. Jörg Antoine (und an Alan Posener), Email vom 13. Mai 2017:

"Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Präsident, um Ihre geschätzte Stellungnahme."

 

Datum: 13. Mai 2017 um 13:51
Betreff: Bericht bei domradio.de
 

An den Konsistorialpräsidenten der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz,

Herrn Dr. Jörg Antoine

 

Sehr geehrter Herr Präsident,

 

die Internetseite "domradio.de" berichtete gestern unter der Überschrift "Kirchen fordern Änderung des Neutralitätsgesetzes" folgendes (siehe den Artikel in der Anlage):

 

"(...) Antoine erklärte, eine Offenheit und Gelassenheit im Umgang mit religiösen Symbolen hätte die Chance, 'dass die vorgelebte Toleranz und Gelassenheit auch bei den Schülerinnen und Schülern Eindruck macht.' Er erinnerte daran, dass vor einigen Wochen ein jüdischer Schüler mit Kippa in einer Berliner Schule 'massiv gemobbt wurde'. (...)"

 

https://www.domradio.de/themen/kirche-und-politik/2017-05-12/kirchen-fordern-aenderung-des-neutralitaetsgesetzes

 

Bestimmt meinen Sie den jüdischen Schüler, der die "Gemeinschaftsschule" in Berlin-Friedenau besucht hatte.

 

Sie gehen offenbar davon aus, dass dieser Schüler in der Schule eine Kippa getragen hat.

 

Ich habe aber den Medienberichten nicht entnehmen können, dass der Junge in der Schule eine Kippa hatte. Im Gegenteil - die Medien haben darüber berichtet, dass der Schüler keine Kippa trug. So schrieb Alan Posener in seinem Artikel "Der hilflose Anti-Antisemitismus" in der "Welt" vom 13. April über den jüdischen Schüler in Friedenau: "(...) Und nicht alle religiösen Juden tragen eine Kippa, so wie nicht alle muslimischen Frauen ein Kopftuch tragen. Der Junge tat es jedenfalls nicht."    

 

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article163675459/Der-hilflose-Anti-Antisemitismus.html

 

Ich bitte Sie, sehr geehrter Herr Präsident, um Ihre geschätzte Stellungnahme. Zur Information sende ich diese Email auch an Herrn Posener. Ich danke Ihnen.

 

Freundliche Grüße

 

Soonim SHIN

www.mariejosenhans.net

Wien

  

 

2) Alan Posener an Dr. Jörg Antoine (und an das Marie-Josenhans-Institut), Email vom 13. Mai 2017:

"Ich bitte um eine Stellungnahme bis Montag 12 Uhr." 

 

Datum: 13. Mai 2017 um 14:11
Betreff: Re: Bericht bei domradio.de
 

Ich schließe mich dieser Bitte an. Der Schüler in Friedenau wurde nicht wegen des Tragens irgendwelcher religiöser Symbole gemobbt. Er wurde wegen seiner Rasse angegriffen. Da man das Wort „Rasse“ in Deutschland nicht mehr sagen will, scheint es, dass gleichzeitig der Rassismus als Motiv verschwunden ist. Das ist in einem Land, das sechs Millionen Juden aus genau diesem Grund ermordete, schwer erträglich.
 

Ich bitte um eine Stellungnahme bis Montag 12 Uhr. Danach gehe ich mit meinem Kommentar online.
Vielen Dank.

 

Alan Posener

 

3) Dr. Jörg Antoine an Alan Posener (und an das Marie-Josenhans-Institut), Email vom 15. Mai 2017:

"Wenn ich einem falschen Sachverhalt aufgesessen bin, dann werde ich das natürlich korrigieren. Hierzu habe ich im Haus nun um Recherche gebeten."

 

Datum: 15. Mai 2017 um 13:55
Betreff: AW: Bericht bei domradio.de
 

Sehr geehrter Herr Posener,

 

danke für Ihren Hinweis. Wenn ich einem falschen Sachverhalt aufgesessen bin, dann werde ich das natürlich korrigieren. Hierzu habe ich im Haus nun um Recherche gebeten.

 

Sie werden mir sicherlich darin zustimmen, dass der Antisemitismus in Deutschland nicht nur „rassistische Ursachen“. Wir haben es hier mit vielfältigen Motivlagen aus rassistischen, nationalistischen, politischen und religiösen und/oder antireligiösen Gründen zu tun. Insofern ist es natürlich immer schwer zu sagen, welches Motiv oder Motivgemisch im Einzelfall vorliegt. Mir liegt es nun wirklich fern, rassistisch begründeten Antisemitismus in Deutschland verneinen zu wollen. Er ist leider eine schreckliche Realität und muss von uns allen entschieden bekämpft werden. Danke also auch von daher für Ihren Hinweis.

 

Unabhängig von diesem Einzelfall: Sie haben es sicherlich gesehen, dass ich das Verbot religiöser Symbole nun gerade nicht als förderlich für die Erziehung zur Toleranz ansehe. Und es ist bekannt, dass gerade orthodoxe Juden sich mit ihrer Kleidung erkennbar als Menschen mit jüdischem Glauben zu erkennen geben. Wir sollten deshalb gerade in Deutschland alles tun, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass wir diese Glaubensbekundungen aus dem gesellschaftlichen Leben verdrängen wollen. Denken Sie nur an die Kölner Entscheidung zur Beschneidung, die zu Recht gerade auf jüdischer Seite viel Irritation ausgelöst hat. Der Blick auf den Antisemitismus wäre verkürzt, wenn wir die anti-religiöse Dimension ausblenden und es allein als rassistisches Problem werten würden. Meine Einschätzung bei dem benannten Einzelfall werde ich natürlich korrigieren, wenn keine anti-religiösen Motivlagen, sondern erkennbar nur rassistische Motive gegeben waren. So oder so – schlimm.

 

Herzliche Grüße

 

Ihr Jörg Antoine

 

4) Dr. Jörg Antoine an Alan Posener und an das Marie-Josenhans-Institut, Email vom 16. Mai 2017:

"(...) tatsächlich muss ich mich korrigieren, da ich von einem falschen Sachverhalt ausgegangen bin. Der Junge trug wohl keine Kipa."

 

Datum: 16. Mai 2017 um 14:36
Betreff: Re: AW: Bericht bei domradio.de
 

Sehr geehrter Herr Shin,
sehr geehrter Herr Posener, 


tatsächlich muss ich mich korrigieren, da ich von einem falschen Sachverhalt ausgegangen bin. Der Junge trug wohl keine Kipa. So oder so: Es ist eben noch viel an Toleranz und Aufklärung hier zu leisten. 

 

Herzliche Grüße 

 

Ihr

Dr. Jörg Antoine

 

 

Marie Josenhans Institut

(Marie Josenhans, 1855-1926, deutsche Sozialarbeiterin und Sozialpolitikerin)

 

Projekte für die Öffentlichkeit. 

 

 

 

 

Soonim SHIN

 

Magistra Artium (M. A.)

 

Staatlich anerkannte

Diplom-Sozialarbeiterin (FH)

 

 

Kaiser-Karl-Ring 6

D-55118 Mainz 

 

Robertgasse 1

A-1020 Wien

 

 

Post senden Sie bitte 

nur per Email

an:

 

info@mariejosenhans.net



 

 

Just be yourself !

Besucher seit dem 3. Oktober 2013

Druckversion | Sitemap
Soonim Shin