geschrieben am 22. Juni 2018
Am 13. Juni 2018 schrieb der Bundestagsabgeordnete Roderich Kiesewetter bei "Twitter" über Sebastian Kurz: "Sein ganzer Ansatz ist populistisch und falsch."
Wie populistisch ist der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz wirklich ?
Dem Marie-Josenhans-Institut liegt ein Brief vor, den Kurz im September 2017 als Kanzlerkandidat an österreichische Wählerinnen und Wähler verschickte.
Auf die Frage von Suna Yildirim vom Magazin "Laiila", ob Kurz "eine Nachricht" habe, die er "unbedingt mit unseren LeserInnen teilen" möchte, hatte Kurz geantwortet: "Ja - und zwar die Einladung, mit meinem Team und mir in Kontakt zu treten, uns Anliegen und Sorgen mitzuteilen und sich auch aktiv einzubringen." Diese "Einladung" gilt aber offenbar nicht für das Marie-Josenhans-Institut. Auf Anfrage wollten Kurz und sein Team jedenfalls nichts zu dem Wähler-Brief vom September 2017 sagen...
In dem Interview forderte Kurz einen "Systemwechsel in der Flüchtlingspolitik". Er sagte: "Mit einem solchen Andrang wie wir ihn während der Flüchtlingskrise erlebt haben, ist eine erfolgreiche Integration aus meiner Sicht auf Dauer nicht möglich. Der Erfolg der Integration hängt von der Anzahl der zu Integrierenden ab. Um diese Herausforderung bestmöglich zu erfüllen, werde ich mich weiterhin dafür einsetzen, dass es einen Systemwechsel in der Flüchtlingspolitik gibt. Das bedeutet, dass die EU-Außengrenzen verstärkt geschützt werden und die Hilfe vor Ort ausgebaut wird."
Hier der Kurz-Brief vom September 2017 im Wortlaut (Name des Adressaten wurde aus Datenschutzgründen entfernt):
Wien, September 2017
Sehr geehrte (…)
Die Geschichte Österreichs war lange Zeit eine Erfolgsgeschichte. Der Erfolg unseres Landes kam aber nicht von ungefähr, sondern ist das Ergebnis der harten Arbeit von Generationen an Österreicherinnen und Österreichern. Speziell als junger Mensch empfinde ich große Wertschätzung für die Leistung vorangegangener Generationen, wir haben ihnen viel zu verdanken.
Es ist daher eine Frage des Respekts, dass sie sich im Alter auf eine sichere Pension, eine gute Gesundheitsversorgung und vor allem dann, wenn sie benötigt wird, auch auf leistbare und unbürokratische Pflege verlassen können. Dafür setze ich mich ein. Dafür haben wir aber einiges zu tun.
Denn in den letzten Jahren ist unser Land oft falsch abgebogen und hat vieles von seinem einstigen Vorsprung verspielt. Wurden wir noch vor etwas mehr als zehn Jahren als das „bessere Deutschland“ bezeichnet, hinkt Österreich seither in vielen Bereichen hinterher. Die immer stärkere Belastung durch Steuern und Bürokratie macht es vielen schwer, über die Runden zu kommen. Durch eine unkontrollierte Zuwanderung ins Sozialsystem sind unsere sozialen Netze überfordert. Das wirkt sich auch ganz konkret im Leben der Österreicherinnen und Österreicher aus: Unser Gesundheits- und Pflegesystem ist eines der besten, aber auch bürokratischsten der Welt.
Die Leistungen kommen daher immer weniger bei den Menschen an. Und die Flüchtlingskrise hat deutlich gezeigt, dass eine starke Gesellschaft auch sichere Grenzen braucht. Genau aus diesem Grund habe ich mich bei der Schließung der Westbalkanroute für Österreich eingesetzt und dies — gegen teils massiven Gegenwind — durchgesetzt.
Für mich ist klar: Wenn wir das Land wirklich verändern wollen, muss auch die Politik sich verändern. Das beginnt mit einem neuen Stil. Es muss wieder möglich sein, Wahrheiten auch auszusprechen. Nur dann können wir wieder tun, was richtig ist — für Österreich. Etwa neue Gerechtigkeit schaffen. Für Menschen, die ein Leben lang hart gearbeitet und eingezahlt haben.
Der 15. Oktober wird eine Richtungsentscheidung für Österreich: Für einen neuen Stil in der Politik. Und für klare Verhältnisse, die wieder ordentliche Arbeit für Österreich ermöglichen. Das ist es, was unser Land braucht.
Und dafür bitte ich Sie, sehr geehrte (…), um Ihr Vertrauen und am 15. Oktober um Ihre Stimme.
Sebastian Kurz
Spitzenkandidat & Außenminister
Sebastian Kurz
15. Oktober 2017:
Liste Sebastian Kurz -
die neue Volkspartei
geschrieben am 6. Oktober 2017
Am Samstag, dem 20. Dezember 2014, sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures im ORF-Mittagsjournal über Christian Kern, als dieser noch Chef der ÖBB war: „Ich kenne ihn gut und glaube, es war die zu 100 Prozent richtige Entscheidung, ihn an die Spitze der Bahn zu setzen. Aber so wie ich keine gute Bahn-Managerin wäre, wäre er kein guter Politiker.“ Kern sei intelligent genug, das selbst auch zu wissen. Bures musste wissen, worüber sie redet: Es war Bures selbst, die Kern – als Verkehrsministerin – an die Spitze der ÖBB gesetzt hatte.
https://kurier.at/politik/inland/spoe-bures-sieht-faymann-fest-im-sattel/103.771.497
Am 12. Mai 2016 wurde Christian Kern – nach dem Rücktritt von Werner Faymann – dann Bundeskanzler und SPÖ-Vorsitzender, also Politiker. Wurde er ein guter – oder: wie Frau Bures ihm prophezeit hatte – „kein guter Politiker“?
Es dauerte keine fünf Monate, da wurde Tal Silbersteins Firma GCS International für die SPÖ und ihren Vorsitzenden tätig, nämlich ab dem 1. Oktober 2016, und zwar, wie später am 1. Januar 2017 schriftlich vereinbart wurde, für 15.000 Euro pro Monat (Seite 7 und 9 der Beilagen im Bericht der Wirtschaftsprüfer). GCS hatte also von Oktober bis Dezember 2016 erst einmal ohne Honorar gearbeitet; das Honorar für diese vier Monate wurde erst am 18. Januar 2017 gezahlt. Das Angebot sagt, dass GCS 1999 von den „weltweit wichtigsten politischen Beratern“ Stan Greenberg, James Carville, Bob Shrum und Tal Silberstein gegründet wurde; damit stehen die Buchstaben GCS wohl für Greenberg, Carville und Shrum.
https://spoe.at/sites/default/files/spoe_-_bericht_ueber_tatsaechliche_feststellungen_zu_den_
zahlungen_der_spoe_bundesgeschaeftsstelle_an_tal_silberstein_bzw._die_gcs_international_2010_
Der Nationalrat war am 29. September 2013 für fünf Jahre gewählt worden; die nächste reguläre Wahl stand also erst 2018 an. Dennoch bot GCS der SPÖ schon im Januar 2017 an, sie bei ihrer laufenden „Kampagne“ umfassend zu unterstützen. GCS übernehme die Aufgabe, die Kampagne insgesamt Woche für Woche zu planen. Auch rekrutiere und trainiere GCS die wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kampagne, das „core campaign team“. Ein „media training“ finde statt, also ein Training im Umgang mit den Medien. Und schließlich gebe es ein „24/7 advisory“, also eine Beratung nach Bedarf 24 Stunden pro Tag an 7 Tagen der Woche. Das alles sollte, wie gesagt, 15.000 Euro pro Monat kosten – bei der gewählten Vertragsdauer von einem Jahr also 180.000 Euro.
Nun könnte man annehmen, dass GCS mit dem gewünschten Honorar von 15.000 Euro pro Monat das Auslangen gefunden hat. Dem war aber nicht so. Schon am 28. Februar 2017, als von einer vorgezogenen Nationalratswahl noch gar keine Rede war, wollte GCS mehr Geld, nämlich das Doppelte vom ursprünglich Vereinbarten, und zwar nicht nur für die Zukunft, sondern auch für die zurückliegenden Monate.
Die Begründung liest sich – in meiner deutschen Übersetzung – so: „Wegen des großen Arbeitsumfangs, der von der SPÖ seit 1. Oktober 2016 verlangt wurde, war GCS gezwungen, drastisch die Anstrengungen und Ressourcen zu erhöhen, um die Liste der Aufgaben zeitgerecht zur vollsten Zufriedenheit zu erfüllen. Das Team hat mehr Beratung, Training und Forschung erbracht als am Tag der Vertragsunterzeichnung geplant. Das Team musste öfters als vorgesehen in Österreich sein, musste dort viel mehr Zeit verbringen und musste mehr arbeiten als früher geplant und gegenseitig vereinbart. Deswegen müssen wir ein zusätzliches Honorar wie folgt verlangen, um all unsere zusätzlichen Kosten und Ausgaben zu decken.“
Seltsam ist schon, dass GCS den Beratungsbedarf der SPÖ im Januar 2017 so falsch eingeschätzt hatte – hatte sie doch vor diesem Vertragsschluss schon vier Monate für die SPÖ gearbeitet. Aber jedenfalls akzeptierte die SPÖ am 28. Februar 2017 die Nachforderung – und musste damit für die vergangenen Monate 90.000 Euro nachzahlen – und für jeden kommenden Monat 30.000 statt der eigentlich vereinbarten 15.000 Euro.
Dass die SPÖ eine Honorar-Verdoppelung, auch für die Vergangenheit, akzeptierte – womit dann das Honorar bei 1.000 Euro für jeden Tag lag –, zeigt, wie abhängig die SPÖ und auch ihr Vorsitzender Kern von Silberstein waren. Wenn die SPÖ so eine intensive Beratung – doppelt so intensiv wie geplant –
brauchte, also sozusagen auf der Intensivstation lag, rund um die Uhr von Silberstein versorgt, so lässt das auch Rückschlüsse auf den Zustand des SPÖ-Kandidaten Christian Kern zu. Ein guter Politiker hätte eine solch intensive Beratung sicher nicht gebraucht. Kern hätte, mit den Worten von Bures, schon am Anfang wissen können, dass er kein guter Politiker sein kann. Jetzt, eine Woche vor der Wahl, wäre immer noch Zeit, dass Christian Kern als SPÖ-Kanzlerkandidat zurücktritt – und Platz macht für eine geeignete Kandidatin, für einen geeigneten Kandidaten, der oder dem die Wählerinnen und Wähler vertrauen können.
Hier noch meine Übersetzung des in Englisch verfassten Beratervertrags zwischen Silbersteins Firma GCS und der SPÖ vom 1. Januar 2017:
"1. Januar 2017
Angebot über die anfängliche Forschungs- und Bewertungsphase für die SPÖ
An: Herrn Georg Niedermühlbichler
Bundesgeschäftsstelle der SPO, Löwelstr. 18, 1014 Wien
Von: GCS International (2010) Ltd
Wir freuen uns über die Gelegenheit, Ihnen unsere Firma vorzustellen und die Möglichkeit, die SPÖ zu beraten. Für dieses Projekt wird GCS mit einem der führenden US-amerikanischen Meinungsforscher, Herrn Arthur J. Finkelstein, zusammenarbeiten, um Ihrer Kampagne volle Unterstützung zu geben, und zwar bei strategischer Planung, öffentlicher Meinungsforschung, kreativen Botschaften, Umsetzung in den Medien und Krisenmanagement.
Philosophie
Unser Leitbild ist es, das weltweit modernste und ganzheitlichste politische Beratungspaket zur Verfügung zu stellen, um den Erfolg unserer Kunden zu sichern. Es geht darum, dass politische Führer die Gedanken und Gefühle der Öffentlichkeit verstehen, und mit der richtigen Strategie und den richtigen Mitteln ausgerüstet sind, um die Einstellungen der Wähler und ihrer Unterstützer zu beeinflussen.
Das Ziel von GCS ist es, in politische Herausforderungen Experten-Kampagnenmanagement und Experten-Strategie einzubringen, wobei alle Aspekte eines Themas oder einer Krise koordiniert werden, bis der Sieg erreicht ist. In einer Demokratie bedeutet Führung sowohl das Hören auf die öffentliche Meinung als auch ihre Formung. Unser Erfolg ist der Erfolg unserer Kunden.
GCS hilft Kunden aus der Politik auf der ganzen Welt dabei, Erfolg zu erreichen. GCS wurde 1999 gegründet
von einigen der herausragenden politischen Berater der Welt: Stan Greenberg, James Carville, Bob Shrum und Tal Silberstein. Unter ihrer Leitung ist GCS zu der international anerkannten politischen Beratungsfirma geworden, die GCS heute ist.
Unsere Methoden, Strategien und Taktiken wurden in jahrzehntelanger Arbeit in zahlreichen Ländern auf der ganzen Welt entwickelt. GCS will neue Modelle entwickeln, die mit den sich ständig verändernden Gegebenheiten des heutigen politischen Umfelds Schritt halten. Unsere gesammelte Erfahrung in nationalen, regionalen und kommunalen Kampagnen, wobei wir mit Kandidaten, Parteien und Parlamentariern gearbeitet haben, wird durch eine besondere Expertise in Europa ergänzt. Das engmaschige Spezialistenteam von GCS bietet das modernste und ganzheitlichste politische Beratungspaket weltweit, das genau auf die spezifischen Anforderungen des jeweiligen Projekts zugeschnitten ist. Wir haben diese Fähigkeiten in Dutzenden von Ländern, in sechs Kontinenten, eingesetzt, um Wahlen zu gewinnen, um die Parteien eines Landes wieder aufzubauen, um die Position von Staatschefs zu verbessern - und manchmal auch, um politische Landschaften zu ändern.
Was bieten wir an?
Wir unterstützen Politiker und politische Parteien mit einer kontinuierlichen strategischen Beratung,
flankiert von langfristiger politischer und strategischer Planung, öffentlicher Meinungsforschung, kreativen Botschaften, Medienumsetzung und Krisenmanagement-Dienstleistungen auf Führungsebene. Unsere modernen Techniken beruhen auf den drei Grundpfeilern Forschung, Strategie und Medien. Diese interagieren, um intensive, schnelle, flexible und vor allem erfolgreiche Kampagnen zu produzieren.
Kurz gesagt beschäftigen wir uns auf strategischer Ebene mit allen Aspekten des Projekts, einschließlich:
- qualitative und quantitative Meinungsforschung und Analyse
- strategische Planung und Medienberatung
- Personaltraining und -management
- Erstellung und Administration von Wahlkampf-PR-Zentralen („War Rooms“)
- Aufbau und Führung von Gegner-Beobachtungs-Teams
- Medienbeobachtung
- Vorbereitung für TV-Auftritte und Reden und Diskussionstraining
- Durchführung von Wahlkampagnen und Feldkampagnen
- kreative Planung und Umsetzung
- Krisenmanagement und schnelle Reaktion
Wie arbeiten wir?
Forschung
Wir beginnen unser Projekt in Österreich mit zwei Phasen intensiver Grundsatz-Meinungsforschung, die uns helfen wird, die Grundstrategie zu bestimmen. Eine anfängliche Grundsatz-Phase liefert die nötigen Instrumente für die Bewertung der aktuellen politischen Chancen und für die Entwicklung der besten ersten Strategie zum Aufbau Ihres Images, Ihrer Präsenz und Ihrer Unterstützung in der Öffentlichkeit. Dies ist der erste Schritt, auf den wir und unsere Mitarbeiter in der Vergangenheit gesetzt haben. Die Grundsatz-Forschung wird ein detailliertes Bild des SPÖ-Images und des Images ihrer Führer in der Öffentlichkeit zeigen und die Einstellungen gegenüber der SPÖ mit den Einstellungen gegenüber den anderen Parteien und Führern in der Arena vergleichen. Diese Forschung wird auch die Reaktion der Öffentlichkeit auf bestimmte Schritte oder Initiativen, die die SPÖ während der Kampagne unternehmen könnte, einschätzen. Die Grundsatz-Phase beginnt mit qualitativer Forschung, in Form von Pionier-Fokusgruppen („explorary focus groups“), auf die wir dann eine detaillierte quantitative Umfrage stützen.
Wir werden dafür sorgen, dass die SPÖ die besten Strukturen und Methoden der Kommunikationsstrategie hat, um ihre „Story“ und ihre Hauptbotschaften zu verbreiten und Unterstützung zu gewinnen.
Moderne Techniken wie die Einrichtung einer offiziellen Wahlkampf-PR-Zentrale ("War Room"), um Botschaften effektiv zu kommunizieren, gehören auch zur Expertise, die wir zur Verfügung stellen.
Kampagnenberatung
Sobald wir – durch unsere Forschung – die Grundlagen fixiert haben und – durch unsere kontinuierliche Unterstützung – die SPÖ-Position maximiert haben, setzen wir auf Kampagnenberatung als Teil unseres Angebots, schulen und leiten also Ihr Kampagnen-Team, um dessen Fähigkeiten im Kampagnenmanagement zu verbessern. Wir kombinieren unsere Kompetenz in der Strategieentwicklung mit den Möglichkeiten Ihres Teams und bereiten Ihre Mitarbeiter – auf allen Ebenen, von der Führungsebene bis hinunter zur Vor-Ort-Ebene – auf ihre Aufgabe vor. Wir können Experten in jedem Bereich der Kampagne zur Verfügung stellen, und wir haben große Erfahrung darin, mit den vom Kunden ausgewählten Persönlichkeiten zusammenzuarbeiten, um die verschiedenen Elemente der Kampagne zusammen umzusetzen.
Unser Angebot für das Kampagnenmanagement
Wir schlagen ein allumfassendes Kampagnenmanagement („overall campaign management“) und eine ebensolche strategische Bewertung Ihres politischen Umfelds sowie Training und Coaching für das Team der Partei vor. Unser Unternehmen bringt eine frische Außenseiter-Perspektive („fresh outsider perspective“) mit, dem Vorteil einer auf internationalem Vergleich basierenden Expertise, während wir lokales Wissen als einen wesentlichen Teil des Prozesses einbeziehen. Wie wir es in all unseren anderen internationalen Kampagnen getan haben, würden wir mit einem lokalen Meinungsforschungs-Unternehmen zusammenarbeiten, um quantitative Umfrage-Interviews durchzuführen und qualitative Fokusgruppen einzurichten. Wir haben eine weltweite Erfolgsbilanz darin, eng mit solchen lokalen Experten zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass ihre Methodik, angepasst an die Bedingungen vor Ort, den höchsten Qualitätsstandards genügt.
Die wichtigsten strategischen Fragen bei unserer Arbeit:
- Was würde am ehesten helfen, die Beliebtheit der SPÖ zu erhöhen?
- Welche Elemente würden den Wechsel-Faktor erhöhen?
- Welche Rolle muss die SPÖ spielen, um ihre Wahlchancen zu maximieren?
- Was sind die Erwartungen der Wähler an die SPÖ?
- Was sind die Attribute der SPÖ, auf die wir uns beziehen sollten - und auf welche Attribute müssen wir uns beziehen, um diese Erwartungen zu erfüllen?
- Welche wichtigen Zielgruppen fühlen sich unzufrieden?
- Was sind die Merkmale der Kernwähler der SPO? Von wo können wir zusätzliche Unterstützung bekommen, um eine starke Basis für die Kampagne zu erreichen?
- Wo liegen die politischen Chancen?
- Welches sind die Themen, in denen die SPÖ die beste Position hat? Wie können wir dort ansetzen und das effektivste Kampagnen-Narrativ („the most effective campaign narrative“) schaffen?
Aufgaben, bei denen wir während dieser Phase helfen würden:
- Gesamtplanung der laufenden Kampagne Woche für Woche
- Planung, Rekrutierung und Schulung des Teams im Zentrum der Kampagne („core campaign team“)
- Medienschulung und -training
- Beratung bei Bedarf rund um die Uhr, 24 Stunden pro Tag an sieben Tagen der Woche
Produkte:
- Polit-Präsentationen und Polit-Berichte an die Partei
- Workshop zu den Hauptergebnissen unserer Forschung und zu den strategischen Erkenntnissen
- Message Box
- Strategischer Plan
- Bericht zur Bewertung der Kampagne
- täglicher schriftlicher Rat – basierend auf Medienbeobachtung –, der auf die Bedürfnisse der Kandidaten und der Kampagne eingeht
Wir entwickeln Leitlinien für die Diskussionen auf der Grundlage umfangreicher Hintergrundforschung, aber auch aufgrund der Informationen und der gewonnenen Einsichten bei unseren Treffen mit Ihnen und aufgrund der Materialien, die Sie uns geschickt haben. Wir übernehmen die Aufgabe, den Moderator auf die Diskussion vorzubereiten.
Sobald die Umfragen durchgeführt und abgeschlossen sind, analysieren wir die Ergebnisse, erstellen einen
detaillierten strategischen Bericht und präsentieren Ihnen die Ergebnisse persönlich und in einem schriftlichen Memo. Wir würden für eine zusätzliche strategische Beratung während dieses Prozesses, aber auch nach der Präsentation unseres Berichts zur Verfügung stehen, um Ihnen dabei zu helfen, das bestmögliche Bild des aktuellen politischen Umfelds und der Optionen für die Zukunft zu erhalten.
Aufbau einer Strategie: Die Message Box
Das gegenseitige Lernen aus dem Forschungsprozess dient dazu, um eine umfassende, konkrete Gesamtstrategie auf der Grundlage einer einheitlichen Vision für Österreich zu entwickeln. Als Teil unserer
Präsentation und Berichte würden wir eine Message Box erstellen – ein konzises Narrativ, das dabei hilft, unsere Vision auf einen Nenner zu bringen und zu erklären, wie die Vision kommuniziert werden kann.
Kosten
Die Kosten für diese Arbeitsphase, die am 1. Oktober 2016 begonnen hat, sind unten angegeben. Wie nachstehend bemerkt, beinhalten diese Kosten nicht: Direkte Zahlungen, die an die lokalen Firmen geleistet werden; Mehrwertsteuer (falls anwendbar) und sonstige Steuern.
Strategische Beratung für 12 Monate
Gebühr pro Monat € 12.500
Kosten und Aufwendungen pro Monat € 2.500
Gesamt für 12 Monate € 180.000
Zahlungstermine
Der Gesamtbetrag wird in drei gleichen Raten gezahlt:
€ 60.000 bei der Unterzeichnung dieser Vereinbarung
€ 60.000 bis zum 10. April 2017
€ 60.000 bis 10. Juli 2017
Wir danken Ihnen nochmals für die Gelegenheit, dieses Angebot vorzulegen und freuen uns darauf,
gemeinsam an diesem sehr spannenden Projekt zu arbeiten."
geschrieben am 8. August 2017
Am 10. März 2017 wandte sich das Marie-Josenhans-Institut in einer Email an das Institut für Zeitgeschichte München. Die eigentliche Frage war: Welche Männer sind neben Eichmann auf dem in Wien gefundenen Foto abgebildet ? Die Antwort von Dr. Klaus A. Lankheit, Archivleiter des Instituts für Zeitgeschichte München, nach fast fünf Monaten: Da der Mann in der Mitte der ersten Reihe eine NSKK-Uniform trage, könne er "mit ziemlicher Sicherheit" nicht Adolf Eichmann sein.
Allerdings verweist Dr. Lankheit selbst auf die "oft verharmloste Rolle des NSKK" und empfiehlt dazu das Buch von Dorothee Hochstetter "Motorisierung und 'Volksgemeinschaft'" aus dem Jahr 2005. Und zwar zitiert Hochstetter in diesem Buch einen Angehörigen der NSKK-Transportstandarte Speer, der sagte, "dass Fahrzeuge unserer Kompanie zum Abtransport von Juden benutzt worden sind. Es war auch bekannt, dass diese Abtransporte des öfteren im Zusammenhang mit den geplanten Judenexekutionen standen." Angehörige des NSKK - insbesondere der Transportstandarte Speer - waren also sehr wohl am Judenmord beteiligt. Die NSKK-Uniform spricht also gar nicht dagegen, dass Eichmann auf dem Foto ist. Im Gegenteil: Wie sich aus dem Foto ergibt, haben Eichmann und seine Männer gerade in Uniformen der NSKK - als Angehörige von Speers Transportstandarte - den Mord an Juden vor Ort "organisiert". Das war freilich bisher nicht bekannt - die "Organisation Eichmann" war eben eine Geheimorganisation, die bis heute noch in weiten Teilen im Dunkel liegt. Diese Erkenntnis, dass Eichmann unter dem Kommandanten Albert Speer mordete, war für Professor Chomsky (in seiner Email vom 1. August 2017) eine der "wichtigen Entdeckungen", die sich aus dem gefundenen Foto ergibt.
Hier Dr. Lankheits Email im Wortlaut:
Von: Dr. Klaus A. Lankheit
Datum: 3. August 2017 um 12:07
Betreff: Ihre Anfrage vom 10. März 2017, Gruppenfoto
geschrieben am 7. August 2017
Am 1. August 2017 bekam das Marie-Josenhans-Institut elektronische Post - von Noam Chomsky. Chomsky bedankte sich für die Email des Instituts vom gleichen Tag - er schrieb: "Thanks. Important discoveries." Als "wichtige Entdeckungen" also bezeichnete Chomsky die Erkenntnisse, die sich aus dem vom Marie-Josenhans-Institut gefundenen Eichmann-Gruppenfoto ergeben.
Die Korrespondenz mit Chomsky im Wortlaut:
1) Antwort von Noam Chomsky vom 1. August 2017 an das Marie-Josenhans-Institut
Von: Noam Chomsky <chomsky@mit.edu>
An: Soonim Shin <shin@mariejosenhans.net>
Datum: 1. August 2017 um 19:10
Thanks. Important discoveries.
2a) Email des Marie-Josenhans-Instituts vom 1. August 2017 an Noam Chomsky
Von: Soonim Shin <shin@mariejosenhans.net>
An: chomsky@mit.edu
Datum: 1. August 2017 um 10:05
Dear Professor Chomsky,
Thank you so much for your kind replies from 6th June.
The found Eichmann group photo can now be seen in better resolution at Youtube:
https://www.youtube.com/watch?v=mduqXi3hjeA
Dr. Martin Cüppers from Stuttgart University has told me now that on the collar mirrors of these men there is no "SD" (for "Sicherheitsdienst", the SS Secret Service), but an "Sp", which stands for "Transportstandarte Speer", related to its commander Albert Speer.
https://de.wikipedia.org/wiki/Transportkorps_Speer
However, Dr. Cüppers did not believe that the man in the centre is Eichmann. But - as one can see in my 4800 dpi scan - there is even the scar on Eichmann's chin (just zoom into the picture "Man No. 10" which I attach, showing Eichmann sitting in the first row).
So Eichmann's company was part of Albert Speer's transport unit.
According to an account of a Speer transport unit member, quoted by German historian Dorothee Hochstetter, Speer's trucks were used to "in the context of" deporting and killing Jews near Lemberg (see my correspondence below with Professor Rathkolb, Head of Institut für Zeitgeschichte at Vienna University).
Here just the link to Institut für Zeitgeschichte (my translation: "Institute for Contemporary History") at Vienna University:
http://www.univie.ac.at/zeitgeschichte/
As the man left from Eichmann - who seems to be similar to Alois Brunner (see the attached comparison of this man and Brunner) - holds a lantern in his hand, I wonder whether the found photo shows a commemoration for killed SD chief Reinhard Heydrich and the start of "Aktion Reinhardt", "dedicated" to Heydrich.
https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Reinhard
Kind regards from Vienna
Soonim SHIN
2b) Email des Marie-Josenhans-Instituts vom 1. August 2017 an Noam Chomsky - Anhang 1: Korrespondenz mit Professor Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien
Von: Oliver Rathkolb <oliver.rathkolb@univie.ac.at>
An: Soonim Shin <shin@mariejosenhans.net>
Datum: 27. Juli 2017 um 09:16
Betreff: Re: Gefundenes Foto - Ihre Antwort vom 10. März 2017
Vielen Dank für die Informationen
beste Grüße
Oliver Rathkolb
Univ.-Prof. Dr. Dr. Oliver Rathkolb
Vorstand des
Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien
A-1090 Wien, Spitalgasse 2, Hof 1
Von: Soonim Shin <shin@mariejosenhans.net>
An: oliver.rathkolb@univie.ac.at, florian.wenninger@univie.ac.at
Datum: 23. Juli 2017 um 9:22
Betreff: Gefundenes Foto - Ihre Antwort vom 10. März 2017
Sehr geehrter Herr Professor Rathkolb,
sehr geehrter Herr Mag. Wenninger,
vielen Dank für Ihre Antwort vom 10. März 2017.
Das von mir gefundene Foto ist in meinem Video bei Youtube zu sehen:
https://www.youtube.com/watch?v=mduqXi3hjeA
Am Mittwoch hatte ich Herrn Professor Pyta über den Fund informiert; noch am gleichen Tag antwortete mir Herr Privatdozent Martin Cüppers (siehe Emails unten).
Ja, die Personen auf dem von mir gefundenen Gruppenfoto tragen Uniformen des NSKK. Auf den Kragenspiegeln steht "Sp". Sie sind damit Angehörige der "Transportstandarte Speer" bzw. des "Transportkorps
Speer".
Der Wikipedia-Artikel zum "Transportkorps Speer":
https://de.wikipedia.org/wiki/Transportkorps_Speer
Bilder von Uniformen des "Transportkorps Speer" im Internet:
http://www.warrelics.eu/forum/non-combat-uniforms-related-insignia-thi
rd-reich/transport-gruppe-todt-speer-uniforms-4729/
Allerdings trägt eine Person auf dem Foto eine SS-Uniform, und zwar der Mann links neben Eichmann, der das Windlicht in der Hand hält.
In dem Buch "Motorisierung und 'Volksgemeinschaft'. Das Nationalsozialistische Kraftfahrerkorps (NSKK) 1931 - 1945" von Dorothee Hochstetter (R. Oldenbourg Verlag München 2005) findet sich
auch ein Unterkapitel "Kriegsverbrechen und Judenmord". Auf Seite 474 spricht Hochstetter über die Aktivitäten der 17. Kompanie der Transportstandarte Speer, die mit 2000 Autos und Lastwagen
"Transportaufgaben" um Lemberg wahrnahm. Die Kompanie war "verpflichtet, den Fahrzeuganforderungen der SS- und Polizeiverbände zu entsprechen." Hochstetter zitiert die Aussage eines Zeugen, der als
"Schirrmeister" in dieser Kompanie tätig war: "In den Meldungen der Kolonnenführer über die Einsätze kam nicht zum Ausdruck, wofür die Lkw benötigt wurden. [...] Dabei ist mir auch in Gesprächen mit
Kolonnenführern zu Ohren gekommen, dass Fahrzeuge unserer Kompanie zum Abtransport von Juden benutzt worden sind. Es war auch bekannt, dass diese Abtransporte des öfteren im Zusammenhang mit den
geplanten Judenexekutionen standen. Einzelheiten solcher Maßnahmen sind mir jedoch nicht bekannt."
Hochstetter resümiert: "Es ist zweifelhaft, ob die arbeitsteilige Trennung in nur für Baumaßnahmen zuständige OT- bzw. NSKK-Einheiten auf der einen Seite und in nur für die Bewachung, Sammlung
und
Ermordung von Gefangenen zuständige SS- und Polizeieinheiten in jedem Fall eingehalten wurde." ("OT" bedeutet "Organisation Todt".)
Das gefundene Foto zeigt, dass SD-Mann Adolf Eichmann, Inhaber des Eisernen Kreuzes, und "seine Männer", also die "Organisation Eichmann", im Zweiten Weltkrieg den Judenmord VOR ORT organisierten, und zwar ALS ANGEHÖRIGE DER TRANSPORTSTANDARTE SPEER.
Im Anhang sende ich eine Gegenüberstellung des "Wikipedia-Fotos" von Eichmann und den Ausschnitt meines Gruppenfotos, der Eichmann zeigt. Ich sende die beiden Fotos auch als separate Dateien.
Unten finden Sie auch die Korrespondenz mit Herrn Professor Brocke.
Freundliche Grüße
Soonim SHIN
Magistra Artium (M. A.)
Wien
2c) Email des Marie-Josenhans-Instituts vom 1. August 2017 an Noam Chomsky - Anhang 2: Korrespondenz mit Privatdozent Dr. Martin Cüppers, wissenschaftlicher Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart
Von: Martin Cueppers
Datum: 19. Juli 2017 um 22:56
Betreff: gefundenes Foto
Sehr geehrte Frau Shin,
schönen Dank für Ihre E-Mail, die mir Herr Pyta mit dem Link zu Ihrem Foto zugeleitet hat. Als wissenschaftlicher Leiter der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart darf ich kurz
folgendes zu dem Foto ausführen: Wirklich eindeutig sind darauf uniformierte Angehörige der "NSKK-Transportgruppe Todt", später "Transportstandarte Speer" und schließlich "Transportkorps Speer"
zu
erkennen. Das war eine Transport- und Bautruppe, die organisatorisch zum Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK) gehörte und bspw. auch in Wiener Neustadt am Bau von Flugzeugwerken beteiligt
war, was wiederum eine Verbindung zu Gruber plausibilisieren könnte.
Anders als Sie vermuten, ist eben auf den rechten Kragenspiegeln kein "SD" zu erkennen, sondern das Kürzel "Sp", was die abgebildeten Männer als Einheit dieses besagten "NSKK-Transportkorps
Speer"
ausweist.
Für Uniformen der SS fehlen den Abgebildeten etliche ganz typische Merkmale wie den fast sprichwörtlichen Totenkopf auf den Mützen.
Außerdem hatten SD-Angehörige zwar eine Raute mit der Aufschrift "SD" auf dem Ärmel getragen, nie aber ein entsprechendes Signet auf dem rechten Kragenspiegel ihrer Uniformen. Nicht zuletzt der
Schnitt der Uniformjacken entspricht keineswegs SS-Uniformen, die Schulterklappen
weisen eine völlig andere Form und Struktur auf und die Gürtelschnallen entsprechen eben auch nicht denen von SS-Angehörigen mit dem berüchtigten Slogan "Meine Ehre heisst Treue".
Wenn Sie über eine schnelle Online-Bildersuche mit dem Stichwort "Transportkorps Speer" entsprechende, sicherlich problemlos zu erzielende Ergebnisse mit genauso gefundenen Uniformen des SD vergleichen, werden die Unterschiede evident sein.
Schließlich könnten über eine mögliche Ähnlichkeit des zentralen, eine Schirmmütze tragenden Uniformierten mit Adolf Eichmann immerhin unterschiedliche Ansichten bestehen. In meinen Augen weist der
Abgebildete kaum Ähnlichkeiten mit den wenigen bekannten NS-Fotos
Eichmanns auf; die Gesichtszüge sind deutlich anders geschnitten, ebenso unterscheiden sich die Augen stark. Ein wichtiges Identifizierungsmerkmal bei solchen Vergleichen können häufig auch
die Ohren sein. Und wenn Sie diesbezüglich das Ihnen vorliegende Foto mit dem allseits bekannten Foto Eichmanns in der Uniform eines SS-Obersturmbannführers vergleichen, werden ebenfalls große
Abweichungen deutlich. In Ihrem Video ist auch von Eichmanns markanter Narbe auf der linken Kinnseite nichts zu sehen.
Zusammengefasst lässt sich also mit großer Bestimmtheit sagen, dass auf Ihrem Foto eindeutig keine SD-Angehörige zu sehen sind und im Zentrum keinesfalls Adolf Eichmann abgebildet ist.
In der Hoffnung, Ihnen damit weitergeholfen zu haben und
mit den besten Grüßen
Martin Cüppers
PD Dr. Martin Cüppers
Forschungsstelle Ludwigsburg
Universität Stuttgart
Abt. Neuere Geschichte
Schorndorfer Str 58
71638 Ludwigsburg
geschrieben am 8. März 2017, aktualisiert am 5. Juni 2017
Adolf Eichmann war kamerascheu: "Sein Vater behauptete, Adolf habe sich grundsätzlich nicht fotografieren lassen," berichtete Wiesenthal in seinem Buch "Recht, nicht Rache" (Ullstein Frankfurt 1988) auf Seite 96. Und Wiesenthal weiter: "Wir glaubten das anfangs nicht, aber im Laufe der Zeit sollte es sich als die Wahrheit herausstellen". Wiesenthal erklärt Eichmanns Abneigung gegen das Fotografiertwerden so: "Eichmann war offenbar klar, dass er etwas tat, das ihn irgendwann der Verfolgung aussetzen konnte."
Das Marie-Josenhans-Institut hat nun ein bisher unbekanntes Foto von Eichmann aus der Nazi-Zeit gefunden: Er sitzt in der Mitte der ersten Reihe (mit der Schirmmütze auf dem Kopf) - und ist der Mann mit dem höchsten Rang.
Als Eichmann von Hitler dazu "ausersehen" wurde, "den Judenmord zu organisieren", sei es, so Wiesenthal weiter auf Seite 336, "naheliegend" gewesen, "dass er Österreicher in führende Funktionen seiner Organisation berief". Diese "Organisation" Eichmanns zeigt das Foto. Die Frage: Wer sind die anderen Personen auf dem Bild ?
Das Marie-Josenhans-Institut fragte am 25. Mai 2017 in einer Email Universitätsprofessor Dr. Michael Brocke, Direktor des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts an der Universität Duisburg-Essen, ob er etwas zu dem Foto sagen könne.
Hier Professor Brockes Antwort-Email vom 31. Mai 2017:
"Sehr geehrte Frau Shin,
danke für Ihre Anfrage - das Foto der vielen SS-SD-Leute ist gewiss sehr wichtig, sehr interessant in vielerlei Hinsichten. Man könnte die Personen identifizieren - so scharf ist die
Aufnahme!
Es handelt sich wahrscheinlich um eine feierliche Zeremonie - das Feuer im Windlicht deutet darauf hin, dass etwas bevorsteht oder soeben etwas zelebriert wurde, eine Entsendung, eine "Einschwörung" usw.
Was ist mariejosenhans für ein Institut?
Ich bin allerdings Judaist vom Fach und kein Zeithistoriker der NS-Zeit, ich kann Ihnen nichts Relevantes mitteilen.
Sie werden Fachleute befragen und befragt haben. Viel Erfolg.
Freundliche Grüße
M Brocke
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Univ.-Prof. Dr. Michael Brocke
Salomon L. Steinheim-Institut
fuer deutsch-juedische Geschichte
an der Universitaet Duisburg-Essen"
Am 14. Juli 2017 antwortete RBB-Intendantin Patricia Schlesinger dem Marie-Josenhans-Institut auf dessen Programmbeschwerde. Das Institut hatte sich ja darüber beschwert, dass die Tagesschau am 21. Juni 2017 - zur besten Sendezeit gegen 20 Uhr - eine Fotomontage zeigte, auf der Angela Merkel als Hündin an der Kette von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu sehen war. Hier Frau Schlesingers Antwort im Wortlaut:
geschrieben am 22. Juni 2017
Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel als Hündin an der Kette von Israels amtierendem Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu - dieses Bild verbreitete die "Tagesschau" am 21. Juni zur besten Sendezeit um 20 Uhr. Das Marie-Josenhans-Institut reagierte mit einer Programmbeschwerde an den Rundfunkrat des zuständigen Senders NDR (Norddeutscher Rundfunk). Hier die Beschwerde im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich erhebe Programmbeschwerde gegen den Beitrag "Bundestag debattiert über Antisemitismus-Bericht" von Julia Krittian, ARD Berlin. Der Beitrag wurde gestern in der Tagesschau um 20 Uhr gesendet. Er ist auch bei tagesschau.de zu sehen.
http://www.tagesschau.de/inland/schuster-antisemitismus-103.html
Frau Krittian sagt im zweiten Satz: "Viele verbreiten Verschwörungstheorien und antisemitische Hetze, vor allem in Verbindung mit der israelischen Siedlungspolitik." Während dieses Satzes wird ein Bild eingeblendet, das den Kopf von Angela Merkel mit dem Körper einer Hündin an der Kette von Benjamin Netanjahu zeigt. Als Quelle wird das "Antisemitismus-Monitoring Amadeu-Antonio-Stiftung" angegeben.
Ich mache geltend, dass die Einblendung dieses Bildes die (in § 7 des NDR-Staatsvertrags festgelegten) Programmgrundsätze des NDR verletzt. § 7 Abs. 2 des NDR-Staatsvertrags lautet: "Der NDR hat in seinen Programmen die Würde des Menschen zu achten und zu schützen. (...) Die sittlichen Überzeugungen der Bevölkerung sind zu achten."
Ich bin nämlich der Ansicht, dass nicht nur die Herstellung dieser Fotomontage die Würde von Frau Merkel verletzt, sondern auch das Zeigen und Verbreiten dieses Fotos im Rahmen der Sendung Tagesschau. Haben schon die Hersteller der Montage Frau Merkel zu einem Objekt, nämlich zu einer Hündin, erniedrigt, so wird diese Optik vom NDR aufgegriffen und weiterverbreitet. Damit wird Frau Merkel in ihrem Persönlichkeitsrecht verletzt. Dadurch, dass der NDR die Würde von Frau Merkel nicht achtet, hat er den Programmgrundsatz des § 7 Abs. 2 verletzt.
Daran ändert auch Frau Krittians Satz ("Viele verbreiten Verschwörungstheorien (...)") nichts: Das Bild, das Frau Merkel als Hündin zeigt, wird gesendet - und schon in diesem Moment kommt es zu Frau Merkels Herabwürdigung.
Den Fernsehbeitrag zur Diskussion über den Antisemitismus-Bericht im Bundestag hätte man mit anderen Fotos - und gerade nicht mit dem gezeigten Foto - illustrieren können.
Ich bitte um Antwort nur per Email.
Freundliche Grüße
Soonim SHIN
geschrieben am 13. Juni 2017, geändert am 5. Juli 2017
Der Berliner "Tagesspiegel" berichtete am 18. Mai 2017 über den 14jährigen jüdischen Schüler, der an seiner Schule in Berlin-Friedenau gemobbt worden war. Die Überschrift: "Der Jude als Klassenfeind". Dabei ein Foto von einem Jugendlichen mit Kippa, der in der Schule eine Treppe hinunterläuft. Der gemobbte jüdische Junge hatte aber in der Schule nie eine Kippa getragen. Ist es in Ordnung, einen Artikel über einen jüdischen Schüler, der keine Kippa trägt, mit einem Foto zu illustrieren, auf dem ein Schüler mit Kippa zu sehen ist ?
Das Marie-Josenhans-Institut schrieb an den "Tagesspiegel" - und an den Journalisten Alan Posener. Posener hatte die Medien schon früh dafür kritisiert, dass sie bei Berichten über den gemobbten Schüler Fotos von Jugendlichen mit Kippa zeigen. Alan Posener reagierte sofort - mit einer Email an den "Tagesspiegel". Auch Armin Langer hatte etwas zu sagen. Vom "Tagesspiegel" dagegen kam keine Antwort.
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1) Email des Marie-Josenhans-Instituts an den "Tagesspiegel" und an Alan Posener
Datum: 18. Mai 2017
Betreff: Artikel "Der Jude als Klassenfeind" von Hannes Heine (mit einem Foto von Daniel Bockwoldt, DPA)
An die "Tagesspiegel"-Redaktion
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe heute den Artikel "Der Jude als Klassenfeind" von Hannes Heine auf Ihrer Internetseite gesehen:
Dieser Artikel erwähnt ausdrücklich das Mobbing gegen einen jüdischen Schüler in Friedenau. Es heißt im Artikel:
"In Friedenau hatten einige Jungen einen jüdischen Mitschüler beleidigt, ihn auf dem Nachhauseweg verfolgt und dafür gesorgt, dass 'der Jude' von anderen gemieden wurde. Schließlich bedrohten sie
den 14-Jährigen mit einer Spielzeugpistole, die wie eine echte Waffe aussah. Und schlugen zu. Die Täter waren keine Neonazis, sondern Kinder arabischer und türkischer Einwanderer. Ihre Schule gehört
zum Netzwerk 'Schule ohne Rassismus', einer verdienstvollen Initiative. Auch die Lehrer gelten als engagiert."
Das Foto zum Artikel zeigt einen Jungen, der in einem Treppenhaus die Treppe hinuntergeht oder hinunterläuft; dabei hält er mit einer Hand seine Kippa fest, auf der hebräische Buchstaben zu sehen sind. Das Treppenhaus auf dem Foto ist offenbar das Treppenhaus einer Schule - und es sieht so aus, als laufe der Junge vor etwas weg, als sei er auf der Flucht vor seinen Mitschülern.
Schon in seinem Artikel vom 13. April 2017 "Der hilflose Anti-Antisemitismus" kritisierte Alan Posener die Medien, die in ihren Berichten über das Mobbing gegen den 14jährigen Fotos eines Jungen mit Kippa zeigten.
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article163675459/Der-hilflose-Anti-Antisemitismus.html
Posener schrieb: "Auch die Medien, die gegen den Antisemitismus an der Schule Stellung nahmen, zierten ihre Artikel mit Bildern eines Jungen mit Kippa – der Kopfbedeckung mancher religiösen Juden
– und transportierten damit Vorurteile. Denn in Israel ist mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung nicht religiös – in der Diaspora dürfte der Anteil noch höher sein. Und nicht alle religiösen
Juden tragen eine Kippa, so wie nicht alle muslimischen Frauen ein Kopftuch tragen. Der Junge tat es jedenfalls nicht. Nicht sein 'offener Umgang mit seiner Religion' ist das Problem, sondern das
offene Ausleben von Rassismus an einer Schule, die angeblich couragiert den Rassismus bekämpft."
Nochmals: Werden Fotos von einem Schüler mit Kippa einem Artikel über das Mobbing gegen den 14jährigen beigegeben, so wird der falsche Eindruck erweckt, dass der 14jährige eine Kippa getragen hat. Auch sonst ist mir kein Fall bekannt, in welchem jüdische Schülerinnen oder Schüler, die als Juden gemobbt wurden, in ihrer Schule eine Kippa trugen.
Wir sind schon an einem Punkt angelangt, wo Medien die Aussage eines Kirchenpräsidenten verbreiten, der 14jährige jüdische Schüler habe eine Kippa getragen (siehe die Korrespondenz unten). Das darf nicht sein.
Ich bitte Sie, Ihre Artikel über das Mobbing gegen den 14jährigen, aber auch über das Mobbing gegen jüdische Schüler allgemein nicht mehr mit dem irreführenden Foto eines Jungen mit Kippa zu
illustrieren. Solche Fotos begünstigen das Missverständnis (und, wie Herr Posener richtig sagt, das "Vorurteil"), dass gemobbte jüdische Schüler eine Kippa in der Schule tragen. Am besten wäre
es, wenn Sie das Foto im Internet durch ein anderes ersetzen könnten.
Für eine Stellungnahme wäre ich dankbar.
Zur Information sende ich diese Email auch an Herrn Posener.
Freundliche Grüße
Soonim SHIN
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2) Email von Alan Posener an den "Tagesspiegel" und an das Marie-Josenhans-Institut
Datum: 18. Mai 2017
Betreff: AW: Artikel "Der Jude als Klassenfeind" von Hannes Heine (mit einem Foto von Daniel Bockwoldt, DPA)
Liebe Kolleginnen,
Soonim Shin hat Recht. Wenn es um Juden und Israel geht, werden alle Klischees aufgefahren, die zur Verfügung stehen. Im Film ertönt, wenn ein Jude erscheint, natürlich Klezmermusik, obwohl die meisten Juden eine Aversion gegen jaulende Klarinetten haben; will man einen Artikel über Israel illustrieren - was liegt näher, als orthodoxe Juden an der Klagemauer zu zeigen, obwohl die meisten Israelis nicht in Jerusalem wohnen und die meisten Jerusalemer nicht orthodox sind; und wenn es um Juden in der Diaspora geht, muss die Kippa her, obwohl die meisten Juden außerhalb der Synagoge, so sie die überhaupt besuchen, keine Kippa tragen.
Das ist nicht minder irreführend, als wenn man jeden Artikel über Deutsche illustrieren würde mit Lederhosen, Bier und blonden Bestien; oder mit Karfreitagsprozessionen und dergleichen.
Kollegiale Grüße von der Dutschkestraße hinüber zum Anhalter Bahnhof von
Alan Posener
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3) Email von Armin Langer an das Marie-Josenhans-Institut
Datum: 19. Mai 2017
Betreff: Re: Foto von einem Jungen mit Kippa (Bild zu einem Artikel über Mobbing gegen jüdische Schüler)
Danke für den Hinweis.
Herr Posener hat völlig Recht! Die Repräsentation von Juden in deutschen Medien ist absolut irreführend.
(...)
Armin Langer
geschrieben am 28. April 2017, ergänzt am 1. Mai 2017
Versagen, Unfähigkeit - das sind die Vorwürfe gegen Uwe Runkel, den Leiter der Schule in Berlin-Friedenau, an der ein jüdischer Schüler monatelang gemobbt wurde: In einem Leserbrief in der "Welt" vom 19. April warf Lehrer Dietmar Schewe seinem "Kollegen" Runkel "Versagen als Rektor" vor. Und Marina Chernivsky kritisierte in ihrem Artikel in der "Jüdischen Allgemeinen" vom 27. April die "Unfähigkeit der pädagogisch Verantwortlichen, sowohl den Antisemitismus in ihren Reihen zu thematisieren als auch Konsequenzen daraus zu ziehen."
In ihrer Rede am 24. April (bei der Vorstellung des Antisemitismusberichts im Bundestag) sprach Petra Pau mit Blick auf das Mobbing in Friedenau nicht nur von der "Unfähigkeit, angemessen mit Antisemitismus umzugehen". Sie musste auch erklären, wann ein Angriff antisemitisch ist - nämlich immer dann, wenn Menschen als Juden angegriffen werden.
Ist auch das ein Seitenhieb auf Runkel ? Runkel war sich ja im Interview mit der "Welt" vom 9. April immer noch nicht sicher, ob der Angriff auf den jüdischen Schüler antisemitisch war. Uwe Runkel sagte nämlich: "Es ist sehr gut möglich, dass Antisemitismus das Motiv ist. Aber wir können nicht in die Köpfe dieser Schüler schauen."
Hier Petra Paus Rede im Wortlaut:
"Ja, jetzt einfach in meiner Rolle als Berichterstatterin für die Fraktion „Die Linke“. Es wurde schon darauf Bezug genommen: Vor wenigen Wochen hat hier in Berlin ein jüdischer Schüler seine Schule verlassen, weil er antisemitisch bedroht wurde. Dieser 14jährige Junge wurde als Jude diffamiert, ihm wurde gesagt, alle Juden seien Mörder, und nicht nur das: Er wurde gar festgehalten und mit einer Schusswaffe bedroht.
Meine Damen und Herren, ein solches Erlebnis ist zuallererst einmal furchtbar für das Opfer, der Vorfall ist aber auch eine Zumutung und eine Herausforderung für eine demokratische Gesellschaft, die Religionsfreiheit garantiert und nach dem Nationalsozialismus das „Nie Wieder!“ immer noch und immer wieder ernstnimmt. Allerdings zeigt uns dieser Vorfall – und das lese ich dann auch im Bericht – die Unfähigkeit, mit Antisemitismus angemessen umzugehen. Verharmlosung, Relativierung, Rationalisierung und die Angst um den eigenen Ruf – das sind ganz gängige Reaktionen angesichts antisemitischer Angriffe, die leider auch in diesem Fall zuallererst geäußert wurden und die zum Teil selbst wiederum antisemitische Tendenzen innehatten. Auch in diesem Fall gab es zum Beispiel den Versuch, Judenhass mit dem Nahostkonflikt zu erklären, ein Brief der Eltern oder von Eltern der betroffenen Schule hat auch in diesem Fall den Ruf der Schule in den Vordergrund gestellt und den Angriff relativiert, indem man feststellte, eine Stadt wie Berlin könne vom Konflikt zwischen Arabern und Juden im Nahen Osten nicht verschont bleiben.
Meine Damen und Herren, als Jüdin, als Jude beschimpft, bedroht zu werden, als Angehöriger dieser Gruppe angegriffen zu werden, ist antisemitisch, ganz egal, wo und mit welcher Begründung. Und um das zu benennen, denke ich, braucht es auch keine Detailkenntnisse zum Nahostkonflikt. Im Gegenteil: Schon die Annahme, es gebe irgendeinen scheinbar einleuchtenden Grund oder nachvollziehbaren Grund, jüdische Menschen abzulehnen oder gar zu hassen – schon diese Annahme ist im Kern antisemitisch.
Aus diesem Vorfall an der Schule in Berlin-Friedenau lässt sich einiges lernen: nicht nur, dass es eine erschreckende Unkenntnis darüber gibt, was Antisemitismus ist – Frau Wetzel hat dazu vorhin schon was gesagt. Menschen jeder Herkunft und aller möglichen Bildungsschichten können antisemitisch handeln, oft ohne dass sie selbst dies von sich denken. Und Hass auf Jüdinnen und Juden ist kein spezielles Problem von Arabern, wie es in dem Elternbrief hieß, oder von Muslimen. Aber – und das sagt uns der Bericht auch – ja, es gibt spezifische Muster in bestimmten Gruppen mit muslimischem Hintergrund, und wir wissen noch viel zu wenig darüber. Die vom Unabhängigen Expertenkreis angestoßene Studie ist hier ein wichtiger Vorstoß, und ich denke, wir sollten uns fraktionsübergreifend der Bearbeitung dieses Themas entsprechend weiter zuwenden.
Was wir aber sicher wissen, ist: Antisemitismus ist ein Problem der ganzen Gesellschaft, auch der sogenannten „Mitte“ - er kommt in allen Schichten, Gruppen und Religionen gleichermaßen vor. Es gibt auch in allen Schichten und Gruppen – und auch das hat man wieder sehen können und es wurde im vorliegenden Bericht bestätigt – eine Form von Antisemitismus, die nicht als solche gesehen wird und vielerorts salonfähig ist: nämlich israelbezogenen Antisemitismus. 40 Prozent der deutschen Bevölkerung stimmen Aussagen zu, die über den Umweg israelfeindlicher Aussagen jüdische Menschen attackieren. Dabei zeigt sich – wie eben beim auch hier zitierten jüngsten Fall an der Berliner Schule – nicht nur eine erschreckende Unkenntnis über Israel und die israelische Gesellschaft, es werden nämlich Israelis in jedem Fall mit Jüdinnen und Juden gleichgesetzt, obwohl es in Israel Christen, Muslime und Andersgläubige auch gibt wie Atheisten und Säkuläre. Und Israelis werden angegriffen, obwohl es keinen – ich wiederhole es: keinen – akzeptablen Grund geben darf, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Nationalität, ihres Glaubens oder ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe anzugreifen.
Ich denke – und das finden wir im Bericht auch – es ist erschütternd, dass auch angesichts dieses jüngsten Falls mindestens tendenziell man die Sorge um den eigenen Ruf in den Mittelpunkt gestellt hat, anstatt sich um das Wohlergehen des Opfers zu kümmern. Die Perspektive der Opfer von Antisemitismus muss in Zukunft ernster genommen werden, und ihr Schutz muss in den Mittelpunkt gestellt werden. Die Schlüsse und Empfehlungen des Berichts des Unabhängigen Expertenkreises zeigen in diese Richtung – und sie weisen uns auch den Weg, wenn es darum geht, die Zusammenhänge im Blick zu behalten.
Ganz deutlich: Rassismus und Antisemitismus sind nicht dasselbe. Es ist schon richtig: Diese Einstellungen hängen zusammen und müssen miteinander bekämpft werden, aber Antisemitismus betrifft die ganze Gesellschaft. Und wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass niemand aufgrund von Herkunft, Glauben, Aussehen und auch nicht aufgrund von Geschlecht oder Sexualität benachteiligt oder gar angegriffen wird. Ohne Angst verschieden sein zu können, das muss unser Ziel sein, und insofern auch im Namen der Fraktion „Die Linke“ nochmal meinen herzlichsten Dank an die Mitglieder des Expertenkreises. Wir werden, denke ich, da sind wir uns einig - und wenn wir uns einig sind, wird das auch so sein – zügig diesen Bericht im Parlament beraten, uns mit den Empfehlungen, die Sie uns gegeben haben, auseinandersetzen und sehen, dass wir auch hier noch vor der Bundestagswahl im September etwas auf den Weg bringen. Aber ich sage das auch nach den Erfahrungen auch im Umgang nicht nur des Bundestags, der Bundesregierung, sondern auch der Kolleginnen und Kollegen in den Landesparlamenten und Landesregierungen, egal welcher parteipolitischer Prägung, aber auch in der Gesellschaft: Es ist niemandem verboten, mit dem heutigen Tag beginnend sich nicht nur mit diesem Bericht, sondern auch mit den Empfehlungen auseinanderzusetzen und auf seiner Ebene auch mit der Umsetzung zu beginnen. Dazu hat uns der Expertenkreis auch einiges an die Hand gegeben.
Ich danke Ihnen."
geschrieben am 16. April 2017, geändert am 29. Mai 2017 und am 5. Juli 2017
Der Berliner Rabbi Walter Rothschild gab dem Marie-Josenhans-Institut am 15. April 2017 in Wien ein Video-Interview.
Zum Mobbing gegen den 14jährigen jüdischen Schüler an der Gemeinschaftsschule Berlin-Friedenau sagte Rothschild im Video:
"Was mich interessiert daran, ist, was für einen großen Aufruhr das jetzt verursacht hat, weil das ist schon seit Jahren passiert: Seit Jahren, fast jedes Semester gehen ein oder zwei Schüler. Die Eltern hören auf mit ihrem Optiminismus von Multi-Kulti, die Kinder haben wirklich schlechte Noten und schlechte Laune und wollen nicht in die Schule gehen. Und irgendwann sagt jemand: 'Schluss damit, wir gehen in die Jüdische Oberschule.' Ich bin in Berlin seit 1998 und ich kann keine echte Statistik geben, aber ich habe häufig solche Geschichten gehört."
Der Kommentar des Marie-Josenhans-Instituts:
In seiner Äußerung kritisierte Rothschild das Mobbing gegen jüdische Schüler an staatlichen Berliner Schulen als Normal- und Dauerzustand. Ein Zustand, der offenbar jahrelang von Berlins Regierung so hingenommen wurde - also so lange, dass Rothschild sich nun über den "großen Aufruhr" wundern muss, den der jüngst bekannt gewordene Mobbingfall erregt hat. Rothschild hatte also schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass der Dauerskandal einmal zum Medienthema wird - die Voraussetzung dafür, dass sich etwas ändert. Wenn jedes Jahr mehrere jüdische Schüler die staatliche Schule wegen Mobbings verlassen mussten, dann hat Rothschild seit seiner Ankunft in Berlin im Jahr 1998 schon Dutzende solch böser Geschichten hören müssen. Rothschilds Vertrag als Rabbiner wurde schon nach anderthalb Jahren Dienstzeit von der Jüdischen Gemeinde gekündigt. Haben nicht nur die Mitglieder der Berliner Regierung, sondern auch die Verantwortlichen der Jüdischen Gemeinde bei diesem Thema weggesehen ?
Rothschilds bittere Worte lassen tief blicken. Sie zeigen ein staatliches Schulsystem, das sich für jüdische Schüler offenbar nicht interessiert. Und zwar für solche jüdische Schüler, die nach einem Weg, nach ihrem Weg in unserer Gesellschaft suchen - und feststellen müssen, dass der von ihnen zunächst gewählte Weg blockiert ist. 1921 beklagte der Dichter Jakob Wassermann in seinem Buch "Mein Weg als Deutscher und Jude", dass er nicht beide Wege gehen könne.
Warum können junge Juden nicht auch in aller Ruhe - wie ihre Altersgenossen anderen Glaubens und anderer Herkunft - an staatlichen Schulen in Ruhe lernen ?
Rothschild ist nicht gegen Optimismus, er ist nicht gegen Multi-Kulti. Er sagt, dass unser Ideal einer multikulturellen Gesellschaft scheitern muss, wenn die Gesellschaft keine Kultur respektiert. Das ist eine allzu berechtigte Kritik an einer Realität, die man ändern muss - und keine Kritik an einem Ideal.
geschrieben am 10. und 11. April 2017, ergänzt am 12., 13. und 14. April 2017
1) Die Sofortmaßnahmen von Senatorin Scheeres in der Friedenauer Gemeinschaftsschule: Gespräche mit Schülern, Lehrern, Schulleitung, eine Schulversammlung, Projekttage, schulpsychologische Trainingsveranstaltungen für Lehrer
Noch immer wartet das Marie-Josenhans-Institut auf die Antwort von Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD), die die Mitarbeiterin der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie Marion Meemken schon am 6. April 2017 angekündigt hatte. An diesem Tag antwortete Frau Scheeres aber auf Fragen von Abgeordneten in der Fragestunde der Sitzung des Abgeordnetenhauses. Die Aussagen von Frau Scheeres sind im Plenarprotokoll, Seite 739 - 741, nachzulesen; ihren Auftritt dokumentiert auch ein Video zur Fragestunde.
Frau Scheeres sagte, dass sie "in keinster Weise" Diskriminierung "an irgendeiner Schule" akzeptiere. Inzwischen hätten "sehr viele Gespräche" mit Schülern, Lehrern und der Schulleitung stattgefunden. Demnächst werde es eine Schulversammlung zum Thema geben. Und: "Die Schule hat sich aber auch entschieden, nach den Osterferien Projekttage zum Thema Antisemitismus, aber auch zum Nahohstkonflikt durchzuführen." Schulpsychologen hätten den Lehrern "Coachingangebote" vorgestellt und bieten ihnen Einzelgespräche an. Auch die Schulaufsicht sei aktiv geworden. Es sei aber nicht zu akzeptieren, "dass die Schule stigmatisiert wird. Das findet nämlich gerade statt - in feinster Form." Sie meinte, "dass diese Diskriminierungsfälle, die in den Schulen stattfinden, eben auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sind und dass diese Probleme auch in die Schule hineingetragen werden."
2) Die Berliner Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen: Was heißt "sofort" ?
Und noch etwas sagte Frau Scheeres, nachzulesen im Plenarprotokoll des Berliner Abgeordnetenhauses vom 6. April 2017 auf Seite 740: "Unsere Antidiskriminierungsbeauftragte ist sofort in die Schule gegangen (...)."
Wer ist die Berliner Antidiskriminierungsbeauftragte ? Frau Scheeres nennt ihren Namen nicht. Wie der "Tagesspiegel" am 2. September 2016 berichtete, ist Frau Saraya Gomis die Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen in der Senatsbildungsverwaltung. In dem ARD-Tagesthemen-Beitrag vom 3. April 2017 kritisierte Frau Scheeres, dass sich die Schule zu spät an die Antidiskriminierungsstelle des Landes, also an Frau Gomis, gewandt habe. Frau Scheeres sagte im Interview: "Deswegen ist ja diese Stelle da letztendlich, wenn solche Diskriminierungsfälle auftreten, dass wir zum einen neutral auf die Situation schauen, aber auch eben dann die Schulen entsprechend unterstützen - das ist ein bisschen zu spät hier eingetroffen." (Die Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen bei der Senatsbildungsverwaltung, im TV-Beitrag "Antidiskriminierungsstelle des Landes" genannt, ist übrigens nicht zu verwechseln mit der Antidiskriminierungsstelle der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung.)
Wenn Frau Scheeres also sagt, dass Frau Gomis "sofort" in die Schule gegangen sei, dann bedeutet "sofort" viereinhalb Monate nach dem ersten antisemitischen Vorfall in der Klasse des 14jährigen, als die Medien schon längst über den Skandal berichtet hatten. Die Kritik von Frau Scheeres richtet sich gegen die Schule, nicht gegen Frau Gomis: Die Schule hätte Frau Gomis informieren müssen, hat das aber unterlassen, so Frau Scheeres.
Eine Gegenfrage erscheint angebracht: Ist Frau Gomis nicht auch verantwortlich dafür, dass Informationen sie erreichen können ? Sie muss doch ihr Amt als Antidiskriminierungsbeauftragte so organisieren, dass sie auch von Lehrern, Schülern und Eltern als Ansprechpartnerin wahrgenommen wird - dass sie von dieser Seite informiert wird, auch wenn die Schulleitung "schläft". Die Frage also: Wie präsent ist die Antidiskriminierungsbeauftragte in Berlins Schulen, und zwar gerade dann, wenn sie weder von der Schulleitung gerufen noch von der Senatorin geschickt wird ? (Karen Noetzel verwendet in ihrem Artikel in der "Berliner Woche" - nach einem Briefing durch die Sprecherin der Senatsbildungsverwaltung Beate Stoffers - übrigens genau diese Formulierung: "Die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie hat inzwischen ihre Antidiskriminierungsbeauftragte in die Schule geschickt.") Gibt es etwa regelmäßige Sprechstunden von Frau Gomis in Schulen oder regelmäßige Besuche dort - oder ein Netzwerk von Lehrern, die Kontakt zu Frau Gomis halten? Die Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen hat bisher offenbar noch nicht einmal eine Internetseite, die in einer halben Stunde erstellt werden könnte ...
Ein Foto in der Berliner Zeitung vom 1. September 2016 ("Sie ist Berlins erste Mobbing-Beauftragte") zeigt Frau Gomis, wie sie einen Ordner in der Hand hält, auf dem "Notfallpläne" steht. Die Bildunterschrift lautet: "Sandra Scheeres stellt die neue Beauftragte gegen Rassismus in Schulen, Saraya Gomis, vor. In deren Händen der Ordner mit den Notfallplänen der Berliner Schulen." Was nützen die besten Notfallpläne, wenn sie - anstatt sie rechtzeitig in der Schule einzusetzen - nur zum Fototermin präsentiert werden ?
Frau Scheeres hat ja vor laufender Kamera - wie erwähnt - gesagt: "Dafür ist ja diese Stelle da letztendlich, wenn Diskriminierungsfälle auftreten (...)." Also nochmals: Wofür ist Frau Gomis da, wenn sie noch nicht einmal bei solch massiven Diskriminierungen wie im Fall des 14jährigen rechtzeitig eingreifen kann ? Was wird Frau Gomis, was wird Frau Scheeres ändern müssen, damit in Zukunft eine "sofortige" Intervention erfolgen kann, die auch wirklich das Wort "sofort" verdient ? Hier liegt ein "Organisationsverschulden" vor: die Antidiskriminierungsstelle hat anscheinend keine richtige Antenne für Diskriminierungsfälle.
3) Der "Brandbrief" einer Lehrerin an einer Berliner "Brennpunktschule": Lehrer-Rassismus als Schüler-Alltag
Bedenklich ist auch, dass Frau Gomis bisher zu dem "Brandbrief" einer Berliner Lehrerin im "Tagesspiegel" vom 20. März 2017 schweigt. Die Lehrerin an einer "Brennpunktschule", die "auch im Interesse ihrer Schule" anonym bleiben will, wirft ihren Kollegen vor, gegen die Schüler alle möglichen Vorurteile zu pflegen - und dabei kein "Vorurteilsbewusstsein" zu haben. Mit anderen Worten: Nicht alle, aber viele Berliner Lehrer diskriminieren ihre Schüler in "Brennpunktschulen" systematisch. Die Lehrerin spricht von "(Alltags-) Rassismus". Das gehe so weit, dass Lehrer manchmal die Schüler schlagen - und dass am Ende der Schüler der Täter sei und der Lehrer das Opfer. Diese Haltung der Lehrer widerspreche "jeglichen pädagogischen Werten". Es gehe darum, Schüler "rundzumachen" - so die wortwörtliche Formulierung, die die Lehrerin hörte, als sie neu an ihre Schule kam. Am Ende steht eine Schule, in der die Lehrer keine Vorbilder mehr sind - und in der es keine Mitsprache für die Schüler gibt. Eine antidemokratische Schule also, die ihre Schüler nicht zu Demokraten erziehen kann und damit ihre pädagogischen Aufgabe verfehlt.
4) Diskriminierung in der Gemeinschaftsschule Berlin-Friedenau: der jüdische Junge in der "Mobbingzange" oder in der "Mobbingfalle"
Natürlich drängt sich eine Frage auf: Wirft der Artikel der anonymen Lehrerin nicht auch ein grelles Licht auf die Vorfälle an der Gemeinschaftsschule in Berlin-Friedenau ? Was die Autorin über
ihre Schule sagt,
Die Lehrerin beschreibt in ihrem Artikel eine "Doppelwirkung" von Diskriminierung, auch wenn sie diesen Begriff nicht ausdrücklich benutzt: Erstens zeigt der Lehrer mit der Diskriminierung, dass
er den betroffenen Schüler nicht achtet, also
In ihrem Artikel geht die Lehrerin, soweit ich das erkennen kann,
Sehen wir nicht auch in Friedenau Lehrer, die einen Schüler diskriminieren ? Und zwar einen Schüler, der Jude ist und Deutsch angeblich nicht als Muttersprache, sondern "nur" mit englischem Akzent
spricht.
Die Diskriminierung von Schülern werde
In seinem Zweiten Offenen Brief hat Schulleiter Uwe Runkel die Vorfälle an seiner Schule also als "antisemitisch" bezeichnet. Auch im Ersten Offenen Brief sprach Runkel vom "Problem des Antisemitismus" an seiner Schule. Im Interview mit der "Welt" ist er nicht mehr so sicher. Er sagt nämlich: "Es ist sehr gut möglich, dass Antisemitismus das Motiv ist. Aber wir können nicht in die Köpfe dieser Schüler hineinschauen." In seinem Zweiten Offenen Brief will Runkel ja die Verantwortung für "antisemitische" Vorfälle übernehmen. Aber in den Medien rudert er zurück: Wie kann er die Verantwortung für antisemitische Vorfälle übernehmen, wenn er noch immer nicht genau weiß, ob die Vorfälle antisemitisch waren ? Wie lange braucht Herr Runkel eigentlich noch, um endlich zu erkennen, dass er es eindeutig mit Antisemitismus zu tun hat ?
Der Kommentar des Journalisten Thomas Schmoll, der das Interview geführt hat: Die Kritiker von Runkel würden Runkels Aussage bestimmt als "Herunterspielen" der Vorfälle werten. Sollten die zwei Angreifer aber an der Schule bleiben, dann müsse Runkel ja versuchen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und dürfe sie daher nicht "apodiktisch" (kategorisch) verurteilen. Fassen wir also zusammen: Herr Runkel will unbedingt mit den Angreifern "ins Gespräch kommen" - es sei ja nicht ganz klar, dass diese antisemitische Motive gehabt hätten - und er hält es für möglich, dass diese Täter an seiner Schule bleiben können. Mit der Mutter des 14jährigen wollte Runkel dagegen eher weniger "ins Gespräch" kommen. Laut einem Bericht von Karen Noetzel in der "Berliner Woche" sagte Uwe Runkel nämlich zur Mutter: "Hier lasse ich keinen Aktionismus zu." Runkel kann sich offenbar vorstellen, dass die Täter an seiner Schule bleiben - während der 14jährige die Schule verlassen musste. Verkehrte Welt.
Das ist
So gesehen, ist bei Mobbing die Schule die Täterin hinter den Tätern - und damit auch im Fall des 14jährigen jüdischen Jungen die eigentlich Verantwortliche.
5) Wofür braucht Berlin eine schulische Antidiskriminierungsbeauftragte, die zur Diskriminierung an "Brennpunktschulen" schweigt ?
An der Diskussion über diesen "Brandbrief" im "Tagesspiegel" (Stichwort: Diskriminierung an Brennpunktschulen) haben sich bisher unter anderem Franz Kloth, der Pressesprecher des Landesschülerausschusses Berlin, Tom Erdmann, Vorsitzender der GEW Berlin und die Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses Emine Demirbüken-Wegner (CDU) und Maja Lasic (SPD) beteiligt.
Was aber sagt die Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen der Senatsverwaltung zur Diskriminierung an "Brennpunktschulen" ? Wie erwähnt, sagt sie im "Tagesspiegel" bisher nichts dazu. Daher zum letzten Mal die gleiche Frage: Wofür hat Berlin eigentlich eine Antidiskriminierungsbeauftragte für Schulen ?
In den beiden Artikeln vom September 2016 in der "Berliner Zeitung" und im "Tagesspiegel" hat Frau Gomis übrigens ihre Email-Adresse veröffentlichen lassen. Die Adresse lautet: Saraya.Gomis@senbjf.berlin.de
Von Diskriminierung in Schulen Betroffene können sich also auch direkt an Frau Gomis wenden...
Anmerkung vom 13. und 14. April 2017:
Dem Marie-Josenhans-Institut liegt nun das Plenarprotokoll von der Sitzung des Berliner Abgeordnetenhauses am 6. April 2017 vor. Frau Scheeres wird daher nun in unserem Artikel nach diesem Protokoll zitiert, nicht mehr nach dem Bericht des Deutschlandfunks "Diskriminierung - aktuell wie lange nicht" von Daniela Siebert vom 8. April. Deshalb lautet das Zitat von Frau Scheeres in der Überschrift nicht mehr "Die Berliner Antidiskriminierungsbeauftragte ging sofort in die Schule", sondern "Unsere Antidiskriminierungsbeauftragten ist sofort in die Schule gegangen (...).". Auch andere Aussagen von Frau Scheeres werden nun nach dem Protokoll zitiert. Ansonsten ist unser Artikel unverändert geblieben.
Der Wortlaut der Fragestunde mit Senatorin Sandra Scheeres im Berliner Abgeordnetenhaus am 6. April 2017 wird nach dem Plenarprotokoll (Seite 739 - 741) zitiert. Es gibt auch ein Video der Fragestunde im Internet.
Dr. Susanne Kitschun (SPD): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage den Senat: Welche Informationen hat der Senat zum aktuellen Fall eines Berliner Schülers, der nach antisemitischen Beleidigungen und einem Angriff durch Mitschüler seine Schule verlassen hat, und wie bewertet der Senat diesen Vorfall?
Präsident Ralf Wieland: Frau Senatorin Scheeres – bitte schön!
Senatorin Sandra Scheeres (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Kitschun! An der Friedenauer Gemeinschaftsschule ist ein Achtklässler jüdischen Glaubens antisemitisch beleidigt, aber auch körperlich attackiert worden. Nachdem wir dieses erfahren haben, sind wir sofort mit unserer Antidiskriminierungsbeauftragten vor Ort in der Schule gewesen, aber auch die Schulaufsicht und die Schulpsychologie, die SIBUZe, die wir dort vor Ort im Bezirk installiert haben, sind dort tätig. Sehr viele Gespräche mit den Lehrkräften, mit der Schulleitung, aber auch mit den Schülerinnen und Schülern haben stattgefunden. Ein Ergebnis ist es, dass neben den Gesprächen und der Reflexion jetzt demnächst eine Schulversammlung zu diesem Thema stattfinden wird. Die Schule hat sich aber auch entschieden, nach den Osterferien Projekttage zum Thema Antisemitismus, aber auch zum Nahostkonflikt durchzuführen. Auch die Schulpsychologie hat den Lehrkräften entsprechende Coachingangebote vorgestellt bzw. ist auch bereit, Einzelgespräche zu führen.
Grundsätzlich möchte ich zu diesem Thema sagen, dass wir in keinster Weise Diskriminierung an irgendeiner Schule akzeptieren. Es ist auch das Leitbild der einzelnen Schulen, dieses
nicht vor Ort zu akzeptieren. Alle Schulen sind der Auffassung – das spiegelt sich auch im Rahmenlehrplan und in den Schulkonzepten wider –, dass es uns wichtig ist, dass Schülerinnen und Schüler
friedvoll zusammenleben, aber dass es auch darum geht, zur Demokratie zu erziehen. Das sind die Leitlinien aller Schulen in Berlin, und wir kehren keinen Fall unter den Teppich. Das darf nicht
passieren. Man muss sich individuell immer mit den Fällen auseinandersetzen, wenn Diskriminierung vor Ort stattfindet.
Aber ich möchte auch ansprechen, dass diese Diskriminierungsfälle, die in den Schulen stattfinden, auch ein Spiegelbild unserer Gesellschaft sind, dass diese Dinge auch in unserer Gesellschaft
stattfinden und dass diese Probleme auch in die Schule hineingetragen werden. Ich möchte auch an dieser Stelle ganz klar sagen, dass ich es nicht akzeptiere, dass diese Schule stigmatisiert wird. Das
findet nämlich gerade statt – in feinster Form. Es geht hier um einen Fall, der an dieser Schule stattgefunden hat, und das ist nicht zu akzeptieren. Es kann aber nicht sein, dass jeder einzelne
Schüler und jede Lehrkraft stigmatisiert wird, so wie es im Moment in der Öffentlichkeit zum Teil stattfindet. Denn wenn man sich mal anschaut, was die Schule in den letzten Jahren gemacht hat: Die
Schule hat sich auf den Weg der Gemeinschaftsschule gemacht. Es ist umstrukturiert worden. Die Schule hat sich das Zeichen „Schule ohne Rassismus“ gegeben. Wenn man dieses tut, bedeutet das, dass man
sich kontinuierlich auch mit diesen Themen auseinandersetzt, aber es heißt nicht, dass man vor diesen Themen letztendlich gefeit ist.
Ich akzeptiere auch nicht, was zurzeit stattfindet – und das meinte ich vorhin mit der Formulierung „Spiegelbild der Gesellschaft“ –, dass nämlich Medien vor der Schule stehen und Schülerinnen und
Schüler bedrängen, dass von Erwachsenen Hassmails an diese Schule geschickt werden oder dass Amokdrohungen ausgesprochen werden. Ich finde, so etwas können wir als Gesellschaft nicht akzeptieren. Das
ist ebenfalls inakzeptabel, und dagegen wehren wir uns.
Also die Schule setzt sich intensivst mit den Themen auseinander. Die Schule hat auch Kontakt zum Zentralrat der Juden aufgenommen, und die Schule steht im Kontakt mit den Eltern, und die Schulklasse
hat auch einen Brief an den ehemaligen Schüler geschrieben. Die Situation wird also sehr ernst genommen, und wir unterstützen die Schule da, wo wir können.
Präsident Ralf Wieland: Vielen Dank! – Frau Dr. Kitschun! Wünschen Sie, eine Nachfrage zu stellen? – Bitte schön!
Dr. Susanne Kitschun (SPD): Herzlichen Dank für diese Ausführungen! – Mich würde noch interessieren, welche Angebote es insgesamt in Berlin in diesem Bereich für betroffene Schülerinnen und
Schüler und für Schulen gibt, die präventiv gegen Antisemitismus, gegen Rassismus und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit arbeiten wollen.
Präsident Ralf Wieland: Frau Senatorin!
Senatorin Sandra Scheeres (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie): Sehr geehrte Frau Kitschun! Es gibt sehr unterschiedliche Möglichkeiten. Es werden viele Projekte in diesem
Zusammenhang gefördert. Das ist uns sehr wichtig. Es gibt z. B. die Landeskommission gegen Gewalt. Über diesen Bereich werden Projekte gefördert, aber auch mein Haus fördert bestimmte Projekte und
auch die Kampagnen. Es gibt Bundeskampagnen, Landeskampagnen – Schule ohne Gewalt, Schule ohne Rassismus. Das sind Themen, die in den Schulen aufgegriffen werden, aber auch die Mittel, die wir den
Schulen zur Verfügung stellen –„Flexi-Mittel“ oder das Schul-Bonusprogramm –, sind individuelle Gelder, die den Schulen zur Verfügung stehen, damit sie, wenn bestimmte Themen auftreten, auch
individuell reagieren können.
Ich möchte auch noch mal den Rahmenlehrplan ansprechen. Wir sehen das Thema Diskriminierung nicht nur als ein Thema eines Faches, sondern es ist ein durchgängiges Prinzip, dass man sich
kontinuierlich auch mit diesem Thema im Unterricht auseinandersetzen soll. Also spezifische Themen sind im Rahmenlehrplan enthalten, aber es ist die Aufgabe jeder Lehrkraft, dem entgegenzuwirken,
wenn solche Tendenzen an einer Schule zu beobachten sind, und z. B. Projekte zu initiieren. Ich möchte dazu auch ganz deutlich sagen: Am Geld darf es an dieser Stelle nicht
scheitern.
Präsident Ralf Wieland: Vielen Dank! – Die zweite Nachfrage geht an Frau Kollegin Kittler von der Fraktion Die Linke.
Regina Kittler (LINKE): Ich möchte mich dem anschließen und warne dringend vor der Verurteilung der Schülerinnen und Schüler und des Kollegiums dieser Schule.
Ich möchte gern wissen, ob die Senatsverwaltung bzw. die Antidiskriminierungsbeauftragte auch selbst den Kontakt zur Familie des betroffenen Schülers aufgenommen hat. Da bestand ja auch das sehr schöne Angebot der Großeltern dieses Schülers, in die Schule zu gehen und den Kindern zu berichten. Das wäre mir ein Anliegen – also die Frage, ob das passiert ist.
Präsident Ralf Wieland: Bitte schön, Frau Senatorin!
Senatorin Sandra Scheeres (Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie): Sehr geehrte Frau Kittler! Unsere Antidiskriminierungsbeauftragte ist sofort in die Schule gegangen, ist im
Moment fast täglich vor Ort, führt viele Gespräche mit den Lehrkräften, den Schülerinnen und Schülern, und ist in engem Kontakt mit der Schulleitung, um sich einerseits die Situation anzuschauen,
aber andererseits auch gemeinsam mit dem Kollegium zu erarbeiten, was man in den nächsten Schritten machen kann. Ich hatte ja schon einige Dinge angesprochen.
Für mich ist dabei auch das gesamte Thema Gedenkstättenarbeit oder auch die Arbeit mit Zeitzeugen sehr wichtig. Das findet in vielen Schulen statt, und das gilt auch für das Angebot der Familie, die
Großeltern sozusagen in die Schule miteinzubeziehen, damit sie aus ihren Erfahrungen berichten. Die Großeltern waren in der Klasse und haben gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern über das Thema
Antisemitismus und über Diskriminierung diskutiert und auch über ihre persönlichen Erfahrungen im Krieg und in anderen Situationen berichtet. Die Idee des Schulleiters war es, diesen Ansatz auch in
das Gesamtschulkonzept zu integrieren. Damit setzt sich das Kollegium auch auseinander.
Präsident Ralf Wieland: Vielen Dank!
geschrieben am 9. April 2017
In der Schulordnung der Gemeinschaftsschule Berlin-Friedenau (siehe oben) steht klar und deutlich: "Die Steinzeit ist vorbei. (...) Prügeleien lassen wir nicht zu. (...) An unserer Schule wird niemand bedroht oder erpresst. Klar !?"
Die Schulordnung zeigt also klare Kante. Der 14jährige jüdische Schüler wurde geschlagen und getreten - und obwohl die Mutter das dem Schulleiter Uwe Runkel meldete, ging der Prügel-Terror weiter. Kann Herr Runkel seine eigene Schulordnung nicht durchsetzen ? "Die Steinzeit ist vorbei", behauptet die Schulordnung von Friedenau. Die Realität sieht leider anders aus ...
Schulinspektor Dr. Daniel Latk vermerkte 2015 in seinem Inspektionsbericht auf Seite 7: "Im Sekundarschulteil der übrigen Klassen gehen die Lehrkräfte nicht so konsequent vor wie in den Gruppen des Produktiven Lernens. Auf Regelverstöße und Störungen durch einzelne Jugendliche reagieren die Lehrerinnen und Lehrer sehr unterschiedlich." Das meint wohl, dass Schüler jedenfalls bei bestimmten Lehrern kaum Konsequenzen ihres Tuns befürchten müssen. Und weiter heißt es im Inspektionsbericht (Seite 7): "Es fällt auf, dass es über die in allen Klassenräumen ausgehängten 'goldenen Regeln' hinaus keine schulweiten Vereinbarungen, z. B. hinsichtlich des Umgangs mit Verspätungen, gibt". Der Bericht kritisierte also, dass es nur die Schulordnung gibt - aber genauere Bestimmungen darüber, was bei Regelverstößen konkret passieren wird, fehlen ...
geschrieben am 8. April 2017, ergänzt am 9. April 2017
Schwere Vorwürfe gegen Schulleiter Uwe Runkel erhob die Mutter des 14jährigen jüdischen Schülers, der in der Friedenauer Geneinschaftsschule wegen seines jüdischen Glaubens erst gemobbt und dann massiv tätlich angegriffen wurde. Der "Jüdischen Allgemeinen" vom 6. April 2017 sagte sie: "Ich fühlte mich von der Schulleitung alleingelassen." Die Not ihres Sohnes habe für den Schulleiter "keine Priorität" gehabt. Sie habe Runkel immer Vorschläge gemacht, Gäste in die Schule einzuladen, aber der Schulleiter habe ihre Emails "ignoriert". Die Mutter wollte etwa die von Armin Langer gegründete Initiative Salaam-Schalom in die Schule einladen, um endlich das Mobbing gegen ihren Sohn zu stoppen. Salaam-Schalom machte auch ein entsprechendes Angebot - auf das Uwe Runkel aber nicht einging.
Auch die Schulsozialarbeit wollte offenbar nicht auf die Vorschläge der Mutter eingehen. So berichtete die "Berliner Zeitung" am 8. April 2017, dass die Mutter "ein ganzes Bündel von Ideen" sammelte und damit zur Schulleitung ging. Die Antwort der Sozialarbeiterin: "Wir lassen uns von Ihnen nicht überrollen." Man wolle eine Konferenz in zwei Wochen abwarten.
Schon 2015 hatte der Berliner Schulinspektor Dr. Daniel Latk in seinem Inspektionsbericht zur Friedenauer Schule folgendes notiert: "Wenig ausgeprägt ist bisher jedoch die Beteiligung (...) der Eltern an der Schulentwicklung und Planung von gemeinsamen Aktivitäten im Schulleben." Latk kritisierte also, dass Eltern kaum Aktionen an der Schule planen. In dem Punkt "Beteiligung der Schülerinnen und Schüler und der Eltern", einem "Qualitätsmerkmal" von "Schulkultur", erhielt die Schule auf einer Skala von "A" bis "D" denn auch nicht die Vorzugsnote "A", auch nicht die Note "B", sondern nur die Note "C".
Die erwünschte "Beteiligung der Schülerinnen und Schüler und der Eltern" ist damit "eher schwach ausgeprägt", wie es in der Erläuterung zu dieser Notenskala heißt; die Schule weise hier einen "Entwicklungsbedarf" auf. Zwar fördere die Schule durchaus die aktive Beteiligung der Eltern am Schulleben, nicht aber an der Schulentwicklung - und die Beteiligung der Eltern am Schulleben wie auch an der Schulentwicklung sei zu gering.
Die Friedenauer Gemeinschaftsschule hilft also Eltern nicht dabei, ihre Schule zu entwickeln. Das war der Stand von 2015. Zwei Jahre später hat die Schule unter ihrem Immer-Noch-Schulleiter Uwe Runkel offenbar nichts dazugelernt: Jedenfalls fühlte sich die Mutter des 14jährigen bei ihren Bemühungen, das Klima an der Schule zu verbessern, wie schon erwähnt "von der Schulleitung alleingelassen".
Dabei hatte Dr. Daniel Latk im Vorwort zu seinem Bericht 2015, insbesondere an Herrn Runkel gewandt, folgendes geschrieben: "Nun liegt es an Ihnen, sich gemeinsam mit der zuständigen Schulaufsicht über mögliche Konsequenzen für Ihre weitere Schulentwicklung zu beraten und - gegebenenfalls mit externer Unterstützung - Maßnahmen einzuleiten. Auf diesem Weg wünscht Ihnen das Inspektionsteasm viel Erfolg." Wäre Herr Runkel dieser Aufforderung der Schulinspektion wirklich nachgekommen, dann hätte die Mutter nicht das Gefühl haben müssen, mit ihren Vorschlägen gegen eine Wand zu laufen. Und ihrem Sohn wäre vielleicht der Schock im März erspart geblieben ...
Schade nur, dass die Schulinspektion in ihrem Bericht von 2015 nicht den Punkt "Schulzufriedenheit und Schulimage" näher untersuchte. Immerhin antworteten fast 40 % der Eltern, die den Fragebogen abgaben, negativ oder eher negativ auf die Frage, ob sie ihr Kind wieder auf die Friedenauer Schule schicken würden - ein Alarmzeichen. Und noch ein Punkt wurde nicht geprüft: Das soziale Klima und das soziale Lernen in der Schule. Auch dieser Punkt ist ein Qualitätsmerkmal für Schulkultur, das im Rahmen einer Inspektion als Teil des "Qualitätstableaus" der Berliner Schulinspektion untersucht werden kann.
Angesichts der Vorfälle in der Friedenauer Schule erscheint es dringend geraten, eine sofortige Sonder-Inspektion der Schule vorzunehmen, die sich nochmals mit der Beteiligung der Eltern - und dieses Mal auch mit dem sozialen Klima in der Schule - beschäftigt.
geschrieben am 7. April 2017
Am 5. April 2017 wurde Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) im "Tagesspiegel" mit diesen Worten zitiert: "Der Sachstand werde jetzt aufbereitet." Nach den Ergebnissen dieser "Aufbereitung" erkundigte sich das Marie-Josenhans-Institut am gleichen Tag per Email - und stellte der Senatorin eine Reihe von Fragen. Am 6. April dann die erste Reaktion aus der Senatsverwaltung: Marion Meemkes kündigte eine Antwort der Senatorin an. Offenbar ist Frau Scheeres noch mit der "Aufbereitung des Sachstandes" beschäftigt. Jedenfalls hat das Marie-Josenhans-Institut bisher (Stand: Freitag 15 Uhr) noch keine Antwort erhalten ...
geschrieben am 7. April 2017
Am Montag, den 3. April 2017, wollte Uwe Runkel, der Leiter der Friedenauer Gemeinschaftsschule, nicht mit Fernseh-Journalisten sprechen. Im Fernsehbeitrag der ARD-Tagesthemen berichtete RBB-Journalist Martin Krebbers: "Von der Schulleitung mag niemand vor die Kamera." Allerdings sah Herr Runkel diese Woche kein Problem darin, mit einer Journalistin der "Jüdischen Allgemeinen" zu reden. Dieser Journalistin sagte Uwe Runkel: "Bei der Anmeldung des Schülers habe ich die Mutter darauf hingewiesen, dass wir keine Erfahrung mit jüdischen Schülern haben, die wie der 14-jährige offen mit ihrer Religion umgehen."
Szenenwechsel. Es ist März 2016. In der Aula der Friedenauer Gemeinschaftsschule findet "eine kleine Feier" statt, wie Karen Noetzel in der Zeitung "Berliner Woche" schilderte. Die Aula ist mit Luftballons geschmückt. Auf einem Foto ist Uwe Runkel zu sehen, wie er stolz eine Urkunde vorzeigt: die Urkunde, dass seine Schule eine "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" geworden ist. Und der Text zu diesem Bild lautet: "Schulleiter Uwe Runkel freut sich gemeinsam mit der Projekt-Patin, Senatorin Dilek Kolat (SPD), über den Titel." Karen Noetzel schreibt in ihrem Artikel, der Titel "Schule ohne Rassismus" sei als "Selbstverpflichtung" zu verstehen, nicht als "Lorbeeren zum Ausruhen". Frau Noetzel zitiert Sanem Kleff, die Leiterin des Netzwerks "Schule ohne Rassismus", mit diesen Worten: "Die Schule hat als erstes Ziel formuliert, dass sie Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit, unabhängig von den Voraussetzungen und Begabungen der Jugendlichen, fördert." Und Dilek Kolat, damalige Senatorin für Arbeit, Frauen, Integration und heutige Senatorin für Gesundheit, Pflege, Gleichstellung in Berlin, meinte, es sei "notwendig, schon sehr früh über Respekt miteinander zu reden, gerade in einer Zeit, da viele Flüchtlinge nach Deutschland und nach Berlin kommen (...)."
Wie die "Jüdische Allgemeine" berichtete, habe der 14jährige, der wegen seiner jüdischen Religion gemobbt wurde, weniger als vier Monate die Schule in Friedenau besucht; er ist also im Dezember 2016 zu dieser Schule gewechselt. Die Mutter wünschte sich eine "multikulturelle Schule", sagte sie der "Jüdischen Allgemeinen".
Seltsam nun, dass Schulleiter Runkel der Mutter bei der Anmeldung ihres Sohnes - wenige Monate nach der Feier in der Aula - gesagt haben will, er habe keine Erfahrung mit jüdischen Schülern, die offen über ihre Religion sprechen. Meint Runkel damit, dass er den 14jährigen davor gewarnt habe, sich zu seiner jüdischen Religion zu bekennen ? Dass ein Bekenntnis zum Judentum sozusagen auf eigene Gefahr erfolge, dass er für solche Schüler keine Verantwortung übernehmen wolle ?
Das erste Ziel der Friedenauer "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" war doch, Chancengleichheit zu fördern. Christen dürfen sagen, dass sie Christen sind, Muslime, dass sie Muslime sind, aber dass sie Juden sind, sollen Juden in einer staatlichen Berliner Schule offenbar nicht sagen. Wo bleiben da Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit ? Senatorin Kolat hat ja - nur wenige Monate vor den antisemitischen Vorfällen in der Schule - in der Aula der Friedenauer Schule gefordert, "schon sehr früh über Respekt miteinander zu reden".
Hat Herr Runkel es aufgegeben, für gegenseitigen Respekt in seiner Schule zu sorgen ? Will er einfach, dass jüdische Schüler ihr Judentum verleugnen ? Will er also Ruhe um jeden Preis ?
Artikel 18 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UNO lautet: "Jeder hat das Recht auf (...) Religionsfreiheit; dieses Recht schließt die Freiheit ein (...), seine Religion (...) öffentlich oder privat (...) zu bekennen." Gilt Artikel 18 der UNO-Menschenrechts-Charta in Berlin-Friedenau nicht ?
Herr Runkel sagte der "Jüdischen Allgemeinen" auch, einer der beiden Mitschüler, die den 14jährigen an der Bushaltestelle angegriffen hätten, sei "erst wenige Tage zuvor nach einer Ordnungsmaßnahme an unsere Schule versetzt worden". Wieso nimmt Herr Runkel überhaupt solche Problemschüler mit arabischem oder türkischem Hintergrund auf, gerade zu einer Zeit, in der das Mobbing gegen den jüdischen Schüler stattfindet ?
Hat Herr Runkel vielleicht auch noch den kriminellen Problemschüler gerade in die Klasse des 14jährigen jüdischen Schülers getan - und dadurch Öl ins Feuer gegossen ?
Und was sagt Gleichstellungssenatorin Kolat zu ihrer Patenschule ?
TV-Bericht in den ARD-"Tagesthemen" vom 3. April 2017
geschrieben am 5. April 2017
Ein 14jähriger erzählte seinen Klassenkameraden im Ethik-Unterricht, er sei Jude. Darauf quälten ihn einige Mitschüler in seiner Berliner Schule monatelang: sie beleidigten ihn, schlugen und traten ihn. Die Mutter des 14jährigen informierte den Schulleiter Uwe Runkel - dennoch änderte sich nichts. Im Gegenteil: Im März 2017 überfielen Mitschüler ihren Sohn an einer Bushaltestelle, würgten ihn, zogen eine Pistole und schossen auf ihn. Erst später war klar: Die Pistole war eine Spielzeugpistole, die Kugeln aus Plastik. Der 14jährige erlitt einen Schock. Die Täter sind Jugendliche aus türkischen und arabischen Familien.
Die Mutter des Opfers kommentierte das Verhalten des Schulleiters in der Londoner Zeitung "Jewish Chronicle" so: "The principal 'made all the right noises', but did nothing, she said." (Der Direktor hat das richtige Echo von sich gegeben, aber nichts getan.)
Diesen Vorwurf wies Schulleiter Runkel in einem Offenen Brief auf der Internetseite der Schule zurück. Er schrieb unter anderem: "Weiterhin wurde Kontakt mit dem Projekt Salaam-Schalom aufgenommen, um hier Unterstützung für entsprechende Klassenprojekte einzuholen."
Salaam-Schalom ist eine Initiative in Berlin, die sich für ein besseres Miteinander von Muslimen und Juden einsetzt; jeweils ein muslimisches und ein jüdisches Mitglied der Initiative besuchen auch Schulklassen, um die Schüler zum Nachdenken über Antisemitismus, Islamophobie, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu bringen.
Schulleiter Runkel hatte also Kontakt mit Salaam-Schalom aufgenommen. Das Problem nur: Es blieb bei der Kontaktaufnahme; eingeladen wurde die Initiative aber nicht. Armin Langer, der Gründer von Salaam-Schalom, teilte dem Marie-Josenhans-Institut am 4. April 2017 per Email mit: "Die Familie wollte tatsächlich, dass unsere Initiative die Schulklasse besucht, leider ist die Schulleitung nicht auf das Angebot zurückgekommen." In der "Huffington Post" sagte Langer weiter: "Ich kann natürlich nicht garantieren, dass es nicht zu der Tat gekommen wäre. Aber es hätte hoffentlich einiges bewegt, wenn uns die Schüler getroffen hätten. Denn wir schicken immer ein muslimisches und ein jüdisches Mitglied unserer Organisation gemeinsam in die Klassen. Es ist wichtig zuzuhören; es ist wichtig, dass die Kinder lernen, zu reflektieren."
In dem erwähnten Artikel des "Jewish Chronicle" wird auch Schulleiter Runkel zitiert: "He said 'a general approach in the school to antisemitism' was clearly needed, and was being developed." (Er sagte, eine allgemeine Strategie der Schule gegenüber dem Antisemitismus sei offensichtlich nötig, und diese werde entwickelt.") Und in seinem Offenen Brief schreibt Runkel: "Der aktuelle Fall ist der erste, bei dem das Kollegium der Friedenauer Gemeinschaftsschule das Problem des Antisemitismus wahrgenommen hat."
Mit anderen Worten: Der Schulleiter weiß offenbar nicht, wie er mit Antisemitismus in der Schule umgehen soll - es sei ja der erste Fall gewesen - aber er werde sich etwas einfallen lassen ... Allerdings ist die Schule eine "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" und Mitgliedsschule des gleichnamigen Netzwerks.
Wieso hat Schulleiter Runkel nicht einfach Salaam-Schalom eingeladen ? Er hätte alles tun müssen, um seinem 14jährigen Schüler weitere Quälereien zu ersparen.
Schon zuvor hatte Runkel eine seltsame Unschlüssigkeit an den Tag gelegt: Wie der "Tagesspiegel" berichtete, sind die Großeltern des Opfers Holocaust-Überlebende und hatten als Zeitzeugen in der Klasse des Jungen gesprochen. Die Großeltern wollten auch andere Klassen besuchen, durften aber nicht. Runkel: "Ich stand dem positiv gegenüber, aber wollte erst ein Konzept mit dem Schulteam dazu erarbeiten."
Was ist das für eine Schule, was ist das für ein Schulleiter ? Wenn es brennt, werden in Berlin-Friedenau offenbar erst einmal in aller Ruhe Konzepte entwickelt, anstatt die Feuerwehr zu rufen. Eine staatliche Schule muss aber sofort die Menschenrechte ihrer Schüler schützen - mit allen Mitteln.
Im ARD-Beitrag heißt es: "Zu spät habe sich die Schule an die Antidiskriminierungsstelle des Landes gewendet, kritisiert Berlins Schulsenatorin." Sandra Scheeres sagte nämlich: "Deswegen ist ja diese Stelle da letztendlich, wenn solche Diskriminierungsfälle auftreten, dass wir zum einen neutral auf die Situation schauen, aber auch eben dann die Schulen entsprechend unterstützen - das ist ein bisschen zu spät hier eingetroffen."
Ergänzung vom 8. April 2017:
Der im Artikel erwähnte "Offene Brief" von Schulleiter Uwe Runkel von Ende März 2017 wurde inzwischen von der Homepage der Schule gelöscht. Das Marie-Josenhans-Institut dokumentiert diesen Brief daher im Artikel unten.
geschrieben am 8. April 2017
Es war die erste öffentliche Reaktion von Uwe Runkel, Leiter der Gemeinschaftsschule Friedenau, auf das Mobbing gegen einen jüdischen Schüler an seiner Schule: Der "Offene Brief", den Runkel Ende März auf der Homepage seiner Schule veröffentlicht hatte. Nun ist dieser Brief nicht mehr auf der Homepage der Schule zu finden ... Das Marie-Josenhans-Institut dokumentiert den Brief daher an dieser Stelle im Wortlaut:
"Liebe Besucher/innen unserer Homepage,
folgender Artikel ist im London Jewish Chronicle über unsere Schule erschienen:
Wir gehen davon aus, dass in weiteren Medien über den Vorfall berichtet werden wird. Auch in den sozialen Netzwerken wird bereits darüber diskutiert.
Zunächst einmal möchten wir unser Bedauern und Entsetzen darüber kundtun, dass ein Schüler in seinem Schulalltag an unserer Schule Antisemitismus erfahren musste. Wir verlieren hier einen besonders engagierten und leistungsorientierten Schüler, der sich mit Freude für unsere Schule entschieden hat und diese als Chance für sich selbst und seine Entwicklung sah.
Seit 2016 ist die Friedenauer Gemeinschaftsschule "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage", weil fast 80% der Schüler-/Elternschaft und der Pädagoginnen sich für die Ziele des Programms einsetzen möchten und dahinter stehen. Die Schule hat seitdem begonnen, ihr Programm nach und nach zu erweitern und gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern Projekte zu entwickeln, die in die Schulgemeinschaft eingebracht werden. Wir sind in diesem Rahmen eine Schule, die sich im Bereich Diskriminierung und Rassismus auf den Weg gemacht hat und ein lernendes System, das sich dem Thema als ein Schwerpunkt in der Schulentwicklung widmet. Dies sehen wir gerade deshalb als wichtig an, weil Vorurteile und Rassismus ein Teil des gesellschaftlichen Alltags sind, der sich in allen Bereichen der Gesellschaft wiederfindet. Dies gilt auch für den Lern- und Lebensort Schule. Hinter einem Thema und dessen Bearbeitung zu stehen heißt nicht, dass man es ausradieren kann und auch nicht, dass Fehler oder Fehleinschätzungen im Umgang mit Problemen ausgeschlossen sind.
Der aktuelle Fall ist der erste, bei dem das Kollegium der Friedenauer Gemeinschaftsschule das Problem des Antisemitismus wahrgenommen hat. Was die derzeitigen Ereignisse betrifft, wurde gegen die an dem Vorfall beteiligten Schüler von der Schule Strafanzeige erstattet. Weiterhin werden an der Schule die Möglichkeiten für Ordnungsmaßnahmen nach dem Schulgesetz ausgeschöpft. Die Schulkonferenz wird den Antrag an die Schulaufsicht stellen, dass die betreffenden Schüler die Schule verlassen müssen. Der im o. g. Artikel zitierte Schüler besucht unsere Schule schon seit mehreren Wochen nicht mehr.
Schon beim ersten Diskriminierungsvorfall, der uns zur Kenntnis gelangte, haben wir die Großeltern des Schülers, Zeitzeugen des Holocaust, in die Klasse eingeladen, um dort das Thema mit den Klassenkameraden des betroffenen Schülers aufzuarbeiten. Weiterhin wurde Kontakt mit dem Projekt Salaam-Schalom aufgenommen, um hier Unterstützung für entsprechende Klassenprojekte einzuholen.
Danach ereignete sich dann leider, außerhalb der Schule an einer Bushaltestelle, der Vorfall, der folglich zur Abmeldung des Schülers geführt hat.
Inzwischen hat die Schule Kontakt zur Antidiskriminierungsstelle der Senatsverwaltung aufgenommen, um sich auch dort Unterstützung einzuholen.
Wir hoffen, dass der betroffene Schüler sich von seinem Schock und seinen Diskriminierungserfahrungen erholt und wünschen ihm für den Rest seiner Schullaufbahn, nicht mehr mit solchen Konflikten und Vorfällen konfrontiert zu werden.
An unserer Schule werden wir weiterhin an dem Thema arbeiten und sehen das schlechte Beispiel der letzten Ereignisse als Chance daraus zu lernen und besser zu werden.
Schulleitung"
geschrieben am 24. März 2017
Am 24. August 1939 ernannte Hitler Dr. Erich Gruber zum Regierungspräsidenten von Niederösterreich. In Grubers Regierungszeit fiel das Massaker im Zuchthaus Stein und in dessen Umgebung am 6. April 1945 und den folgenden Tagen. Noch am 5. April hatte Gruber einen Befehl unterschrieben, der - angesichts der sich nähernden russischen Armee - den sofortigen "Abtransport" der Gefangenen anordnete. Das Dokument ist heute im Wiener Stadt- und Landesarchiv (Volksgericht, A1, Vg 1b Vr 1087/45 - Band I, ON. 43).
Dieser "an den Vorstand des Zuchthauses Stein" gerichtete Befehl lautete: "Ich beauftrage Sie, den Abtransport der Strafgefangenen Ihres Zuchthauses sofort durchzuführen. Nicht asoziale Strafgefangene können entlassen werden, soweit es sich nicht um schwerere Fälle politischer oder krimineller Art handelt. Der Transport ist auf dem Wasserweg und, falls das nicht ausreichen sollte, per Bahn oder im Fußmarsch durchzuführen. Bei den Bahndienststellen haben Sie sich mit diesem Auftrag auszuweisen. Der Transport ist an den Generalstaatsanwalt München zu übergeben."
Der Direktor des Zuchthauses wollte aber keine Gefangenen nach München marschieren lassen, sondern er wollte alle Gefangenen freilassen - und so wurde am 5. und am 6. April damit begonnen, Häftlinge zu entlassen. Kreisleiter Anton Wilthum schickte darauf Polizisten und Soldaten, auch der Waffen-SS, nach Stein, die 229 Häftlinge in der Anstalt töteten. Hunderte bereits entlassene Häftlinge wurden in der Umgebung des Zuchthauses erschossen.
Dr. Erich Gruber wurde 1949 zu fünf Jahren Kerker verurteilt. Er starb 1953.
geschrieben am 21. März 2017
Auf die Rückseite des oben gezeigten Fotos hat jemand notiert: "Zur Erinnerung an meine Dienstzeit. Kamerad Hr. Moser". Auf dem Foto ist "Herr Moser" in der Uniform der Totenkopfverbände zu sehen: Mütze und Kragenspiegel zeigen den Totenkopf.
Wer war Hans Moser ? Moser wurde am 20. November 1907 in Celle geboren. 1936 trat er in die SS ein und wurde noch im gleichen Jahr Mitarbeiter der SS-Verwaltung. 1943 kam Moser zum Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (WVHA) der SS, der Verwaltungszentrale auch für die Konzentrationslager Nazi-Deutschlands. Das Gebäude steht noch heute in Berlin; die Adresse ist Unter den Eichen 150. Als SS-Standartenführer war Moser Amtsleiter im WVHA. 1945 leitete er als Vertreter von Gerhard Maurer das Amt D II ("Arbeitseinsatz der Häftlinge"). Damit war Moser "Kollege" von Auschwitz-Kommandant Rudolf Höß, der ab Mai 1944 Leiter des Amts D I im WVHA war.
Im WVHA-Prozess 1947 in Nürnberg wurde Moser nicht angeklagt - und daher auch nicht verurteilt. Moser starb 1994. Dagegen wurde der stellvertretende Leiter des Amtes D II Karl Sommer 1947 in Nürnberg zum Tode verurteilt - allerdings wurde die Todesstrafe in 20jährige Haft umgewandelt und Sommer schon 1953 vorzeitig aus der Haft entlassen.
Das neu gefundene Foto wirft die Frage auf, was Hans Moser als Angehöriger der SS-Totenkopfverbände tat: War er in einem bestimmten Lager "im Einsatz" ? Auf dem Foto trägt Moser die Uniform eines SS-Scharführers. Die abgebildete Zahl "1" auf dem Kragenspiegel (direkt unter dem Totenkopf) bedeutet (in den Jahren 1936 bis 1940), dass Moser zum Totenkopf-Sturm 1 gehörte. Startete Moser also seine Nazi-"Karriere" 1936 als SS-Scharführer im KZ Dachau ?
geschrieben am 20. März 2017
Dem Marie-Josenhans-Institut liegt ein Foto vor, das eine Gruppe von Männern vor dem Eiffelturm in Paris zeigt. Die meisten dieser Männer tragen deutsche Uniformen. Handschriftlich ist auf der Rückseite des Fotos vermerkt: "Paris. Eiffelturm. Besichtigungsfahrt am 5. Okt. 1941." Dazu noch der Stempel des Fotografen: "Photo-Elite. 32, Rue Popincourt. Paris, XI".
Ein ähnliches Foto zeigt das "Landesgeschichtliche Informationssystem Hessen" online, mit der Bezeichnung "Deutsche Soldaten vor dem Eiffelturm, Sommer 1941". Der Kommentar zu diesem Bild: "Die Aufnahme vor dem Eiffelturm war im Sommer 1941 nach dem gewonnen Frankreichfeldzug bei den deutschen Soldaten sehr beliebt."
Auf dem Foto, das dem Marie-Josenhans-Institut vorliegt, ist am rechten Bildrand ein Mann in deutscher Uniform zu sehen. Ist dieser Mann etwa Simon Wiesenthal ? Wenn ja, warum war Wiesenthal 1941 in Frankreich, und warum trug er eine deutsche Uniform ?
geschrieben am 24. März 2017, ergänzt am 4., 5. , 8. und 15. Juni 2017
Am 8. Februar 1996 sendete das ARD-Fernsehmagazin "Panorama" einen Beitrag zu Simon Wiesenthal. Diese Sendung war für die damalige US-Botschafterin in Wien, Swanee Hunt, der "erste größere öffentliche Angriff gegen Wiesenthal in Österreich (und wohl auch in Deutschland) seit Mitte der 70er Jahre (...)." In der 20. Sendeminute dieses Videos ermutigte Elan Steinberg, damaliger Direktor des Jüdischen Weltkongresses, die Deutschen dazu, "sich mit der Vergangenheit von Simon Wiesenthal (zu) befassen."
Über die "Vergangenheit" Simon Wiesenthals wird bis heute diskutiert. Das Marie-Josenhans-Institut dokumentiert bestimmte Stationen dieser Diskussion.
1975
Bruno Kreisky im Wiener Presseclub "Concordia" am 10. November 1975: "Es gibt keine Gemeinsamkeiten mit dem Herrn Wiesenthal für mich (...)."
Bruno Kreisky, damals österreichischer Bundeskanzler, sagte am 10. November 1975 in einer Pressekonferenz für Auslandsjournalisten im Wiener Presseclub "Concordia":
"Es gibt keine Gemeinsamkeiten mit dem Herrn Wiesenthal für mich, er hat sich auch keine herauszunehmen. Verstehen Sie mich? Der Herr Wiesenthal hat zur Gestapo, behaupte ich, eine andere Beziehung gehabt als ich. Ja, nachweisbar. Kann ich mehr sagen? Alles andere werde ich beim Prozeß sagen. Meine Beziehung zur Gestapo ist eindeutig. Ich war ihr Gefangener, ihr Häftling. Und war beim Verhör. Seine Beziehung ist eine andere, so glaube ich zu wissen. Und das wird sich klarstellen lassen. Das ist doch genug arg, was ich hier sage, da wird er sich nicht mit einer Presse-Ehrenbeleidigung abputzen können, wie er wollte. So einfach geht das nicht, das wird ein großer Prozeß."
(zitiert nach Simon Wiesenthal: Recht, nicht Rache. Erinnerungen. Ullstein Frankfurt, 1988, S. 366-367)
Weiter sagte Wiesenthal in dieser Pressekonferenz: "Ich sage nur, das muss klargestellt werden, damit er nicht zu einer moralischen Autorität wird, die er nicht ist, (...) ich verstehe, dass er sein Leben retten wollte unter den Nazis, jeder hat's auf seine Weise versucht, net wahr, aber dann soll man sich nicht zur begründung einer moralischen Autorität machen. (...) Ich behaupte, dass Herr Wiesenthal in dieser Zeit einen Teil in der nationalsozialistischen Einflusssphäre gelebt hat, ohne dass er verfolgt wurde. (...) Ist das klar ? Und Sie wissen vielleicht, wer die Dinge kennt, das konnte niemand riskieren, kein U-Boot bitte, ja, damit kein Missverständnis, kein, nicht als U-Boot, verborgen und versteckt, sondern in voller Offenheit existiert hat, ohne dass er, ja ... zeitweilige Verfolgungen riskieren musste. Ist das glaub ich genug. Es hat so viele Agentenmöglichkeiten gegeben, man musste kein Gestapoagent damals sein, es gab da noch viele andere Dienste."
(zitiert nach Tom Segev: Simon Wiesenthal. Die Biografie. Siedler München 2010, S. 353)
Simon Wiesenthal nannte diese Aussage Kreiskys 1988 in seinem Buch "Recht, nicht Rache" (S. 366) einen "regelrechten Amoklauf". In der von Maria Sporrer und Herbert Steiner bei Orac Wien 1992 herausgegebenen "Dokumentarbiographie" wird Wiesenthal auf Seite 213 so zitiert. "Ich empfand Österreich unter Kreisky als Scheindemokratie, es gab einen Mächtigen und sieben Millionen Ohnmächtige."
1986
In einem Interview mit dem österreichischen Magazin "profil", veröffentlicht am 8. Mai 1986, wiederholte Kreisky, zu dieser Zeit nicht mehr Bundeskanzler, seine Vorwürfe gegen Wiesenthal. Wiesenthal zog darauf gegen Kreisky vor Gericht.
(Herbert Pierre Secher: Kreisky and the Jews. In: Günter Bischof (Editor) / Anton Pelinka (Editor) / Oliver Rathkolb (Editorial Consultant): The Kreisky Era in Austria. Contemporary Austrian Studies. Volume 2. Transaction Publishers New Brunswick 1994, S. 22)
1989
Kreisky wurde dazu verurteilt, wegen Beleidigung Wiesenthals 270.000 Schilling zu zahlen. Im Interview mit Secher am 13. Juli 1990 sagte Wiesenthal, er habe Kreisky angeboten, seine Klage zurückzuziehen, wenn sich Kreisky bei ihm in aller Form entschuldige. Kreisky habe abgelehnt und dazu bemerkt, dass er zu alt dafür sei, sich bei jemandem für etwas zu entschuldigen
(Herbert Pierre Secher, siehe oben, S. 22, 30)
1990
Tod von Kreisky am 29. Juli 1990
1996
Eli Rosenbaum, leitender Sonderermittler im US-Justizministerium, im ARD-Fernsehen: Wiesenthal - "eine tragische Figur"
Das ARD-Magazin "Panorama" thematisierte in dem genannten Beitrag vom 8. Februar 1996 Wiesenthals Nachkriegs-"Vergangenheit".
Die Journalisten John Goetz und Volker Steinhoff fragen, warum der "Nazi-Jäger" sich zu Unrecht der Festnahme Eichmanns rühmte, warum er Eichmanns und Mengeles Aufenthaltsort ganz selbstgewiss falsch angab, auch sonst Ermittler in die falsche Richtung schickte, und warum er sagte, Waldheim habe "nichts Besonderes getan", obwohl er schon 1979 von dessen Zugehörigkeit zur berüchtigten Heeresgruppe E im Balkan wusste.
Neal Shear, früher Chef der Sonderermittler im US-Justizministerium, sagte dem ARD-Fernsehen: "Ja, Wiesenthal hat mich mehrmals angerufen und mich gedrängt, nichts gegen Waldheim zu unternehmen. Wenn ich das täte, würde das meinem Amt schaden." Sein Nachfolger Eli Rosenbaum meinte, Wiesenthal sei "unbegabt, egomanisch, verbreitet unzutreffende Informationen - eine tragische Gestalt." Statt 1200 Kriegsverbrechern habe Wiesenthal "vielleicht weniger als zehn" aufgespürt und "in allen großen Nazi-Fällen versagt, bei Bormann, Barbie, Mengele und Eichmann". Der frühere Mossad-Chef Isser Harel, der die Festnahme von Eichmann leitete, betonte, er habe nichts von Wiesenthal bekommen, "das für die Operation von irgendwelcher Bedeutung war."
Und Beate Klarsfeld bemerkte vor der Kamera: "Da Herr Wiesenthal immer gesagt hat: 'Da liegt nichts vor gegen Waldheim', hat er natürlich Waldheim einen Persilschein ausgeschrieben und viele, die etwas recherchieren wollen, eben demobilisiert."
Simon Wiesenthals "Kommentar" zum ARD-Beitrag: "Quotensüchtige Fernsehjournalisten"
Simon Wiesenthal reagierte auf den Fernsehbeitrag in einem Spiegel-Interview mit der Überschrift: "Wer hat ermittelt?", das am 12. Februar 1996, also nur vier Tage nach der TV-Sendung, erschien. Darin sagte Wiesenthal: "Mein Lebenswerk läßt sich nicht von ein paar Leuten, die ja selbst kaum etwas getan haben, mit Hilfe quotensüchtiger Fernsehjournalisten zunichte machen. Wer außer Neonazis wird der Nutznießer von all dem Negativen sein? Ich liege im Krankenhaus - mein einziger Kommentar zu der ganzen Geschichte ist dieses Interview."
http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/8886498
Die Reaktion der damaligen US-Botschafterin in Wien Swanee Hunt auf den TV-Beitrag: Ein vierseitiger Bericht ("cable") an das US-Außenministerium, in dem sie Wiesenthal als einen "Mann von absoluter Ingretität" bezeichnet
Sechs Tage nach der "Panorma"-Sendung wandte sich die US-Botschafterin in Wien Swanee Hunt mit einem vierseitigen Bericht ("cable") an das US-Außenministerium. Sie schrieb: Der Beitrag sei "der erste größere öffentliche Angriff gegen Wiesenthal in Österreich (und wohl auch in Deutschland) seit Mitte der 70er Jahre, als der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky Wiesenthal beschuldigte, mit den Deutschen im 2. Weltkrieg zusammengearbeitet zu haben. (...) In Österreich hat der Beitrag unwillkommene Erinnerungen an die Waldheim-Affäre geweckt."
https://www.cia.gov/library/readingroom/docs/WALDHEIM,%20Kurt%20(DI)%20%20%20VOL.%206_0053.pdf
2005
Tod von Wiesenthal am 20.9.2005
2009
Guy Walters in der "Times" und in seinem Buch "Hunting Evil": Wiesenthal - ein "schlimmer Lügner"
Am 18. Juli 2009 erschien in der "Times" der Artikel "The head Nazi-hunter trail of lies" ("Der Lügenweg des Obernazijägers") des englischen Historikers Guy Walters. Dieser Artikel war ein Auszug aus dem Buch "Hunting Evil" ("Das Böse jagen") von Walters, das am 30. Juli 2009 erschien.
In diesem Artikel und in seinem Buch sagte Walters über Wiesenthal (eigene Übersetzung): "Seine Reputation ist jedoch auf Sand gebaut. Er war ein Lügner - und ein schlimmer dazu. (...) Es gibt so viele Unstimmigkeiten zwischen seinen drei Erinnerungsbüchern einerseits und zwischen diesen Erinnerungen und zeitgenössischen Dokumenten andererseits, dass es unmöglich ist, eine verlässliche Biographie aus ihnen abzuleiten. Wiesenthals geringe Achtung für die Wahrheit ermöglicht es, alles, was er je geschrieben oder gesagt hat, zu bezweifeln."
http://www.whale.to/b/head.html
Guy Walters im BBC-Interview am 1.8.2009: "So viel in seinem Leben war ein selbstgeschaffener Mythos"
Im Studio der BBC (Radio 4) gab Walters am 1. August 2009 ein Radio-Interview. Gast im Studio war auch Ben Barkow, der Direktor der Wiener Library in London.
Guy Walters sagte: "I think the problem is: We know the Holocaust is not a myth. And it is partly thanks to Wiesenthal that we know that. He helped to raise our awareness. But the problem I have is that because so much of his life was a self-created myth it gives feel to those who try to sort of shut that down. So it is very problematic."
(Eigene Übersetzung: "Ich denke, das Problem ist: Wir wissen, dass der Holocaust kein Mythos ist. Und das ist auch dank Wiesenthal so, der unser Bewusstsein geweckt hat. Aber ich habe das Problem, dass - weil so viel in seinem Leben ein selbstgeschaffener Mythos war - das denen zugutekommt, die das sozusagen abstellen wollen. Deswegen ist es sehr problematisch.")
http://news.bbc.co.uk/today/hi/today/newsid_8179000/8179535.stm
Daniel Finkelstein im "Jewish Chronicle" am 20.8.2009: "Es ist richtig, Wiesenthal bloßzustellen."
In der englischen Zeitung "Jewish Chronicle" fragte Daniel Finkelstein (nicht zu verwechseln mit Norman Finkelstein), damals "Associate Editor" der "Times", unter der Überschrift "It is right to expose Wiesenthal" ("Es ist richtig, Wiesenthal bloßzustellen"):"Sollen Juden sein Buch begrüßen - oder es ablehnen ? Auf jeden Fall ersteres, meiner Meinung nach. Walters' dokumentierte Beweise gegenüber Wiesenthals Unstimmigkeiten und Lügen sind einwandfrei. Er zeigt, dass Wiesenthal - im Gegensatz zu dessen eigener Darstellung - keine Rolle bei der Ergreifung Adolf Eichmanns spielte. Nüchtern nimmt er Wiesenthals übertriebene Behauptungen über die Zahl der von ihm einer Strafe Zugeführten auseinander, wobei er meint, dass es nicht viel mehr als eine Handvoll waren.
Wenn man 'Hunting Evil' liest, dann weiß man, dass sein Autor die Wahrheit sagt. Und die Wahrheit zählt - vor allem andereschrieb n. Die Wahrheit, wie schmerzlich, wie peinlich sie sein mag, wo auch immer sie hinführen mag. Juden können nie von der Wahrheit über den Holocaust verletzt werden - sie dürfen sie nie fürchten, nie vor ihr davonrennen."
Ingo Zechner am 30.11.2009 im "profil": Ariel Muzicant "will verhindern, dass bestimmte Archivteile öffentlich werden. Drei Beispiele nennt er: den Streit mit der Orthodoxie, Akten zu
Simon Wiesenthal
und Bruno Kreisky, in denen sein Vater eine Rolle als Vermittler spielen soll – und Murmelstein."
Am 30. November 2009 schrieb Ingo Zechner einen Artikel für das Magazin "profil". Er berichtete, dass Ariel Muzicant, der damalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien, "Akten zu Simon Wiesenthal und Bruno Kreisky" im IKG-Archiv nicht öffentlich machen wolle. In seinem Artikel heißt es: Muzicant "will verhindern, dass bestimmte Archivteile öffentlich werden. Drei Beispiele nennt er: den Streit mit der Orthodoxie, Akten zu Simon Wiesenthal und Bruno Kreisky, in denen sein Vater eine Rolle als Vermittler spielen soll – und Murmelstein."
https://www.profil.at/home/gastkommentar-ingo-zechner-zensur-muzicant-257261
2010
Tom Segev in seiner Wiesenthal-Biografie: "So war es kein Geringerer als Asher Ben-Nathan, der viele Jahre später sagen sollte: 'Ich habe keinen Zweifel, dass Wiesenthal im Judenrat in Lwów gearbeitet hat.'"
Im September 2010 erschien eine Wiesenthal-Biografie von Tom Segev. Auf englisch lautet ihr Titel "Simon Wiesenthal. The Life and Legends", auf deutsch "Simon Wiesenthal. Die Biografie." In diesem Buch (auf Seite 354) erwähnt Segev, dass die jüdische Zeitung "Forward" Wiesenthal 1952 gefragt habe, ob er im Krieg Kapo gewesen sei. Und "viele Jahre später" habe "kein Geringerer als Asher Ben-Nathan" gesagt: "Ich habe keinen Zweifel, dass Wiesenthal im Judenrat in Lwów gearbeitet hat." (Asher Ben-Nathan, auch Asher Ben-Natan geschrieben, 1921 in Wien als Artur Piernikarz geboren, war von 1965 bis 1970 der erste Botschafter Israels in Deutschland.) Segev weiter: "Einen Beweis für seine Behauptung indes blieb auch Ben-Nathan schuldig."
Jan Friedmann im "Spiegel": "Auch (...) seinem eigenen Leidensweg fügte Wiesenthal Legenden hinzu."
Am 6. September 2010 berichtete Jan Friedmann im "Spiegel"-Artikel "Überlebensgroßes Ego" über Segevs Wiesenthal-Biografie und schrieb: "Auch der Geschichte des Holocaust und seinem eigenen Leidensweg fügte Wiesenthal Legenden hinzu. (...) Aus den Lagern, die er überlebt hatte, wurden mit der Zeit immer mehr - bis er auf zwölf kam, einschließlich Auschwitz. Selbst ein israelisches Memorandum befand, er sei ein 'renommeesüchtiger Schreihals, der nicht selten Dinge behauptet, die er hinterher nicht beweisen kann'. In seiner 'Publicitysucht und Egomanie' habe er keine Hemmungen."
http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/73600070
Guy Walters in der "Daily Mail": Simon Wiesenthal - ein "Betrüger"
Am 10. September 2010 brachte die englische Zeitung "Daily Mail" einen weiteren Artikel von Walters mit der Überschrift "Why I believe the king of Nazi hunters, Simon Wiesenthal, was a fraud" ("Warum ich glaube, dass der König der Nazijäger. Simon Wiesenthal, ein Betrüger war"). Der Artikel war auch eine Rezension des 2010 erschienen Buches "Simon Wiesenthal. The Life and Legends" (Titel der deutschen Ausgabe: "Simon Wiesenthal. Die Biografie) von Tom Segev.
In diesem Artikel schrieb Walters:
"Nach meiner Ansicht war Simon Wiesenthal ein Lügner und Betrüger. Tatsächlich würde ich sogar so weit gehen, ihn einen der größten Bauernfänger des 20. Jahrhunderts zu nennen. (...) Fakt ist,
dass Wiesenthal über fast alles in seinem Leben gelogen hat. (...) Da es mindestens vier sehr unterschiedliche Berichte von Wiesenthals Leben zwischen Oktober 1943 und Mitte 1944 gibt, sollte doch
ernst gefragt werden, was er wirklich gemacht. (...) Kreiskys Behauptungen wurden mit unbewiesenen Informationen untermauert, die von den Regierungen Polens und der Sowjetunion geliefert worden
waren. Zwei Zeugenaussagen von früheren Mitgliedern der deutschen Armee machten geltend, dass der Nazi-Jäger ein Kollaborateur war; solche Behauptungen sind aber nur mit größter Vorsicht zu genießen.
(...) Jeder Mann, der so viele Unwahrheiten von sich gibt, verdient keine Verehrung. Auch wenn manche Wiesenthals 'Geschichtenerzählen' entschuldigen, gibt es einfach zu viele Lügen, um ihn ernst zu
nehmen."
Guy Walters im "Jewish Chronicle": "Simon Wiesenthal hat, indem er behauptete, fast 1.100 Verbrecher aufgespürt zu haben, viel Geld verdient (...). (...) Warum soll ich mit dem Kerl nett sein ?"
Am 17. September brachte Simon Rocker im "Jewish Chronicle" den Artikel "Hero or faker? Debate over Nazi-hunter Wiesenthal" ("Held oder Fälscher? Debatte über den Nazi-Jäger Wiesenthal"). Rocker zitiert Walters mit diesen Worten:
"Simon Wiesenthal, through claiming to be the hunter of literally 1,100 criminals, made a lot of money on the back of outrageous claims. My feeling is, why go easy on the guy?"
(Eigene Übersetzung: "Simon Wiesenthal hat, indem er behauptete, fast 1.100 Verbrecher aufgespürt zu haben, viel Geld verdient - aufgrund dieser übertriebenen Behauptungen. Mein Gefühl ist: Warum soll ich mit dem Kerl nett sein ?")
https://www.thejc.com/news/uk-news/hero-or-faker-debate-over-nazi-hunter-wiesenthal-1.18299
Wolfgang Petritsch in seiner Kreisky-Biografie: "Kreisky sah in Wiesenthal einen 'faschistischen Juden', eben ein Mitglied des 'Betar'"
Wolfgang Petritsch fragte in seiner am 15. Oktober 2010 bei Residenz erschienenen Kreisky-Biografie (Bruno Kreisky. Die Biografie) : "Wie konnte sich der amtierende Bundeskanzler der Republik Österreich je zu diesen Angriffen gegen Simon Wiesenthal hinreißen lassen?" Petritschs Antwort: "Kreisky (...) sah in Wiesenthal (...) einen Anhänger des von ihm verhassten zionistischen Revisionisten Zeev Jabotinsky, dessen Bewegung Kreisky im Wien der 1930er Jahre kennengelernt und schon damals ganz entschieden abgelehnt hatte. Jabotinskys Jugendgruppe "Betar" marschierte - so zumindest in Kreiskys Erinnerung - mit schwarzen Uniformen durch Wien und sympathisierte offen mit Mussolinis italienischem Faschismus. Ähnlich wie im Falle seiner irrationalen Äußerungen wider Menachim Begin, der ebenfalls stolzer Jabotinsky-Anhänger war, sah Kreisky in Simon Wiesenthal einen "faschistischen Juden", eben ein Mitglied des 'Betar'."
2011
Deborah Lipstadt: Wiesenthal habe - so ein Insider - die Festnahme Eichmanns in Argentinien "fast sabotiert"
In der "Jewish Review of Books" vom "Winter 2011" rezensierte Professor Deborah E. Lipstadt die Wiesenthal-Biografie von Segev. Die Überschrift ihres Artikels lautete "Simon Wiesenthal and the Ethics of History" ("Simon Wiesenthal und die Ethik der Geschichte." Sie schrieb, dass wahrscheinlich Wiesenthals Beziehung zu Waldheim daran schuld gewesen sei, dass Wiesenthal nicht den Nobelpreis bekommen habe. Wiesenthal habe außerdem laut Ex-Mossad-Chef Harel die Aktion zur Ergreifung Eichmanns "fast sabotiert", indem er vertrauliche Informationen weitergegeben habe.
https://jewishreviewofbooks.com/articles/217/simon-wiesenthal-and-the-ethics-of-history/
2014
Tod von Asher Ben-Nathan am 17.6.2014
2017
Yehuda Bauer im Interview: "Ich habe ihm gesagt: 'Simon, Du verbreitest eine Lüge."
In seinem Artikel vom 31. Januar 2017 ("'Remember the 11 million'? Why an inflated victims tally irks holocaust historians") berichtete Ron Kampeas von der "Jewish Telegraphic Agency" (JTA) über ein Interview mit Professor Yehuda Bauer. Bauer erzählte, er habe Wiesenthal davor gewarnt zu sagen, dass der Holocaust 11 Millionen Opfer gefordert habe. "Ich sagte ihm: 'Simon, Du verbreitest eine Lüge.'" Er antwortete: "Manchmal muss man das machen, um Ergebnisse bei Dingen zu bekommen, die man für wichtig hält." Wiesenthal hatte laut Kampeas der "Washington Post" 1979 gesagt, er wolle nicht über sechs Millionen toter Juden reden, sondern lieber über 11 Millionen toter Zivilisten, wovon 6 Millionen Juden gewesen seien.
geschrieben am 16.2.2017
Am 25. Oktober 1944 schrieb Alfred Palisek, damals 21 Jahre alt, seinen Namen in ein Heft. Der Österreicher Palisek war Soldat der deutschen Wehrmacht gewesen und 1943 bei Tunis gefangen genommen worden. Die Kriegsgefangenschaft hatte Palisek bis dahin in verschiedenen Lagern verbracht; nun, im Oktober 1944, war er im "Österreicher-Lager" Camp Suzzoni, 200 km südlich von Algier, interniert. Palisek wollte gegen Nazi-Deutschland kämpfen - das Heft, in das er seinen Namen schrieb, war das Mitgliedsbuch eines Österreichischen Bataillons, das Palisek aufstellen wollte. Auch 279 andere Österreicher wollten Mitglieder dieses Bataillons werden - und trugen sich mit ihrer Unterschrift ein, darunter der Zeichner Balthasar Lippisch und der Student Fritz Cocron, der nach dem Krieg Leiter des Österreichischen Kulturinstituts in New York werden sollte. Alle 280 unterschrieben den Satz, der vorne im Mitgliedsbuch stand: "Als freier Österreicher bekenne ich mich zu einem unabhängigen Österreich und bin bereit aktiv und wenn es sein muss, auch mit der Waffe in der Hand für Österreich einzutreten - dies bekunde ich mit meiner Unterschrift".
Wieso gab es überhaupt ein "Österreicher-Lager", also ein Lager, in dem nur Österreicher - keine Deutschen - interniert waren ? Fritz Cocron erinnerte sich, dass ein Mann, der vor Hitler aus Österreich geflohen war, und sich als Händler in Algier etabliert hatte, die Behörden dazu brachte, ein Lager nur für Österreicher einzurichten. Zuvor hatte es nämlich Streit zwischen deutschen und österreichischen Kriegsgefangenen gegeben: Palisek war 1943 im Lager Quarzazate in Marokko zusammen mit Deutschen inhaftiert. Er fand 20 Österreicher, die eine "Österreichische Legion" bilden wollten. Sie alle entfernten die Hakenkreuze von ihren Uniformen. Für deutsche Gefangene war das "Hochverrat" - und so überfielen sie eines Nachts die Österreicher in ihrer Baracke. Bei der Schlägerei mussten die marokkanischen Wachen eingreifen.
Im Camp Suzzoni gab es keine deutschen Schläger. Anfang 1945 verließen Palisek und ein Freund das Lager und gingen nach Algier zum Kommando der Ersten Britischen Armee. Dort meldete Palisek, dass das Österreichische Bataillon einsatzbereit sei. Die Antwort der Briten war aber, dass es keine österreichische Exilregierung gebe, die Österreicher nach wie vor Kriegsgefangene seien und kein Bataillon aufstellen könnten. Französische Polizisten brachten Palisek und seinen Freund in das Gefängnis Chanzy, aus dem sie erst im April 1945 entlassen wurden. Als sie am 10. Mai 1945 wieder in das Camp Suzzoni zurückkamen, waren schon 200 Österreicher nach Frankreich abgegangen. In Riom in Südfrankreich wurde nämlich ein österreichisches Freiwilligenregiment aufgestellt, das dann die Franzosen in ihrer Zone Tirol und Vorarlberg unterstützte. Dieses Regiment wurde Ende 1945 aufgelöst.
Das Marie-Josenhans-Institut veröffentlicht nun das Mitgliedsbuch des Österreichischen Bataillons im Internet - und nennt damit auch die Namen der 280 Unterzeichner. Es sind Männer, die keine Sekunde lang im Krieg gegen Nazi-Deutschland zum Einsatz kamen - die aber als "freie Österreicher" dazu bereit waren, "auch mit der Waffe in der Hand für Österreich einzutreten" - für ein "unabhängiges Österreich".
Aberg, Erik / Aichberger, Franz / Albrecht, Franz / Alt, Lothar / Andrac, Franz / Annerl, Walter / Aschbacher, Franz / Aschenbrenner, Heinrich / Augsberger, Walter / Benesch, Theo / Berger, Leo / Bes, Emmerich / Bindreiter, Franz / Birringer, Karl / Bitsch, Johann / Bleimfeldner, Hubert / Bogner, Toni / Boigner, Franz / Bommer, Johann / Bönke, Peter / Brandauer, Alois / Brandner, Bernhard / Breiteneder, Andreas / Brunner, Adolf / Burgstaller, Alfred / Cocron, Fritz / Czapek, Richard / Dametz, August / Damisch, Josef / Dantler, Franz / Deimel, Josef / De Montmorency, Rudolf / Dettenweitz, Leopold / Detzer, Josef / Doch, Josef / Dostal, Alfred / Douda, Ernst / Drexel, Eugen / Dubnycsek, Alfred / Dünser, Hermann / Durek, August/ Ebner, Heinz / Eder, Franz / Eibl, Johann / Ekloud, Wilhelm / Ernst, Leopold / Fischl, Hubert / Franner, Franz / Frank, Leopold / Freudenthaler, Erwin / Freytag, Erwin / Frisch, Gustav / Frühwirt, Erwin / Fuchs, Walter / Gaim, Franz / Galli, Andreas / Gallistl, Karl / Gärtner, Karl / Göbl, Karl / Gravogl, Johann / Grobmüller, Anton / Gröller, Franz / Grossauer, Franz / Grosslercher, Hans / Gruscher, Josef/ Gulda, Leopold / Guserl, Josef / Guth, Friedl / Gutwald, Ernst / Haas, Josef / Hardank, Johann / Haubner, Friedrich / Hauer, Josef / Hauer, Leopold / Havel, Tibor / Hebenstreit, Franz / Herold, Franz / Herzog, Josef/ Hobel, Franz / Hochreiter, Hans / Hofer, Hans / Hofer, Franz / Höfer, Karl / Hofstätter, Paul / Holzer, Leopold / Horn, Richard / Houlob, Anton / Huber, Ernst / Huemer, Karl / Igerts, Heinrich / Jakubetz, Fritz / Jantscher, Alois / Jesenitschnigg, Adolf / Kadlec, Karl / Käferböck, Josef / Kaiser, Hans / Kalous, Franz / Kammerer, Josef / Karner, Hans / Kausche, Friedrich / Kellner, Rudolf / Kiefer, Josef / Kirner, Hans / Kohlbeck, Alfred Dr. / Kopp, Karl / Klauninger, Walter / Kleine, Franz / Kletter, Anton / Klima, Rudolf / Klösch, Otto / Köberl, Franz / Köll, Othmar / Körner, Leo / Korsch, Otto / Kraxner, Eduard / Kremliczka, Franz / Krenn, Karl / Kriz, Emil / Krottendorf, Rudolf / Kumanovitz, Heinrich /Kupka, Sepp / Kwasnitka, Alfred / Lachhofer, Otto / Lahvice, Adolf / Lang, Emmerich / Lange, Wilhelm / Lauterer, Peter / Lawischka, Ferdinand / Lechner, Adolf / Lechner, Josef / Leipelt, Franz / Leopold, Stefan / Lewandowski, Adolf / Linsbauer, Sepp / Lippisch, Balthasar / Löffler, Hans / Löffler, Justinus / Lorencz, Gustav / Lorenz, Johann / Ludovsky, Franz / Mach, August / Maissenberger, Johann / Maly, Josef / Messner, Ernst / Mica, Ernst / Miesbacher, Peter / Miksch, Josef / Mistlbacher, Fritz / Moll, Fritz / Mückenschnabel, Erich/ Müller, Gerhard / Munter, Peter / Musil, Franz / Nechansky, Georg / Netzer, Reinhold / Neulinger, Johann / Palischek, Alfred / Paulak, Walter / Peitl, Hans / Peitzker, Franz / Petritsch, Camilio / Pfanner, Christian / Pfeifer, Georg / Pfeiffer, Laurenz / Pfingstmann, Hermann / Pichler, Michael / Pimper, Hans / Plank, Rudolf / Pöschl, Johann / Prikosovich, Hans / Prisching, Gustav / Pschal, Alfred / Punz, Franz / Pusterer, Sepp / Rabel, Josef / Radosla, Josef / Raffelsberger, Max / Raupp, Martin / Reden, Walter / Reheis, Richard / Reinhardt, Anton / Reingruber, Sepp / Reininger, Josef / Reinisch, Franz / Reiter, Josef / Reither, Hans / Richter, Karl / Riedl, Hans / Riesner, Alois / Riesch, Otto / Rischan, Josef / Ritter, Franz / Ritter, Hans / Rösch, Richard / Rossmann, Karl / Sachata, Josef / Salzger, Johann / Samitz, Hans / Sattlberger, Fritz / Savle, Rudolf / Schaffer, Georg / Scharsching, Karl / Scheibenreiter, Peter / Scheickl, Norbert / Scherbantin, Rudolf / Schild, Fritz / Schindler, Hermann / Schirgi, Josef / Schlegel, Walter / Schleinzer, Josef / Schmid, Engelbert / Schmid, Karl / Schmid, Roland / Schmidt, Franz / Schmidt, Friedrich / Schmoll, Josef / Schnell, Herbert / Schneider, Karl / Schoenecker, Rudolf / Schopf, Franz / Schruf, Hans / Schwarz, Franz / Schuster, Hans / Seethaler, Karl / Sengthaler, Hans / Siedl, Rudolf / Skoff, Josef / Soringauer, Josef / Srb, Ludwig / Srubar, Gottfried / Stainberger, Franz / Staudinger, Anton / Steindl, Franz / Steiner, Franz / Stockinger, Johann / Stoessel, Fritz / Strasser, Herbert / Striz, Ferdinand / Strohmeier, Franz / Strutzenberger, Karl / Sturm, Wilhelm / Suchy, Heinrich / Suhmann, Wenzel / Swoboda, Adolf / Tasser, Peter / Trampa, Max / Turini, Hans / Turner, Ernst / Uhl, Johann / Unger, Michel / Unterweger, Richard / Urban, Karl / Viehhauser, Andreas / Waidhofer, Richard / Wanker, Mathias /
Waldmann, Franz / Walecka, Erich / Walenta, Konrad / Walter, Franz / Wandrasch, Georg / Weil, Egon / Weinbergmayr, Emmerich / Wendelmaier, Johann / Wildam, Heinrich / Wimmer, Josef / Wimmer, Josef / Windisch, Fritz / Wolf, Josef / Wosalo, Karl / Wörgetter, Max / Zak, Josef / Zakall, Stefan / Zeilinger, Otto / Zellhofer, Leopold / Zhermel, Ludwig Zimmermann, Ludwig / Zmaritsch, Johann /Zodl, Hermann
geschrieben am 29.1.2017
Der Präsident des Jüdischen Weltkongresses Edgar Bronfman sagte am 2. Juni 1986: Die Wahl Kurt Waldheims zum österreichischen Bundespräsidenten "wäre ein Akt symbolischer Amnestie für den Holocaust". ("The election of Kurt Waldheim to the office of President of Austria 'would be an act of symbolic amnesty for the Holocaust.'") Sechs Tage später, am 8. Juni 1986, wurde Waldheim in einer Stichwahl zum österreichischen Bundespräsidenten gewählt.
Bronfman starb 2013. Was würde er heute sagen, wenn er das in der UNO Wien gezeigte Porträt Kurt Waldheims sehen müsste ? Wäre für ihn auch die Ausstellung des Bildes in der UNO, an einem prominenten Platz, ein "Akt symbolischer Amnestie für den Holocaust"?
Diese Frage konnten sich jedenfalls die Besucherinnen und Besucher der UNO Wien stellen, die aus einem ganz bestimmten Grund in die UNO Wien gekommen waren: Die Israelische Botschaft bei der UNO Wien und UNIS Wien, der Informationsdienst der Vereinten Nationen, hatten herzlich zu einer Gedenkzeremonie in die UNO Wien eingeladen. Es war der 27. Januar 2017, der Internationale Gedenktag an die Opfer der Shoah, der 72. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz.
Es war eine bewegende Zeremonie: Der Chor der Jehuda Halevi Music School sang, und Ofer Canetti spiete Musik des von den Nazis vertriebenen Komponisten Paul Ben-Heim. Es sprachen die israelische Botschafterin in Österreich Talya Lador-Fresher und auch der Generaldirektor der UNO Wien, Yury Fedotov. Und Herr Langer sang das Klagelied von der Vernichtung eines ganzen Volkes - und zündete die Kerze zum Gedenken an die Toten an.
Nach dieser Zeremonie waren die Teilnehmer noch eingeladen, sich den Film "Shalom Italia" anzusehen. Und dieser Weg zum "Cinema Room" hatte es in sich: Er führte zu einem fast lebensgroßen Porträt von Kurt Waldheim, das prominent an der Wand eines der UNO-Korridore hängt (siehe Foto). Eine erläuternde Tafel gibt es nicht. Die Besucher der UNO hatten wenige Minuten zuvor die eindringlichen Worte gehört, mit denen auch hohe Vertreter der UNO der Shoah gedacht hatten. Nun aber mussten die gleichen Besucher sehen, dass die UNO Wien einerseits den Holocaust verdammt, andererseits aber einen Mann ehrt, der nach den Worten von Bronfman in der gleichen Rede ein "unmoralischer und uneinsichtiger Lügner" war ("amoral and unrepentant liar"). Bronfman kritisierte die "selektive moralische Amnesie", deren Symbol Waldheim sei, und "die uns einrede, dass Geschehnisse und Schrecken, die nie vergessen werden sollten, nicht mehr wichtig sind". ("The WJC president assailed the 'selective moral amnesia' which Waldheim symbolized and by which 'we are urged to believe that events and horrors that should never be forgotten no longer matter.")
Die UNO Wien kann nicht zwei Herren dienen. Kurt Waldheim sollte nicht länger eine Ehrung erhalten, die ihm nicht zukommt. Waldheim war kein Vorbild. Sein Bild in der UNO sollte daher verschwinden. Für die Besucher der Gedenkzeremonie war es schon am 27. Januar 2017 zu viel, sein Porträt in der UNO sehen zu müssen. Ihm nochmals begegnen zu müssen, kann denen, die am 27. Jänner 2018 der Shoah-Opfer gedenken werden, nicht zugemutet werden. Aber auch die vielen anderen Menschen in der UNO sollten nicht mehr gezwungen sein, jeden Tag am Bild von Waldheim vorbeizugehen.
geschrieben am 28. Dezember 2016
Am 1. Dezember wurden in der Synagoge "Etz Chaim" in Hannover Lior Bar-Ami und Ariel Pollak Rabbiner. Dazu waren neben vielen anderen Rabbis gleich zwei Ministerpräsidenten gekommen: Stephan Weil und Bodo Ramelow. Ramelow schrieb auf "Facebook" : "Ein wunderschönes Ereignis."
Weniger schön war die Rede, die Abraham Lehrer, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, hielt. In seinem "Grußwort" sagte er:
"Für uns als jüdische Gemeinschaft ist es ein großer Fortschritt, dass deutsche Gemeinden zunehmend in der Lage sind, Rabbiner und Kantoren 'made in Germany' einzustellen. Die Zeiten, als wir Rabbiner aus dem Ausland teuer 'importieren' mussten, weil Deutschland nach dem Krieg für Juden nicht attraktiv war, sind glücklicherweise vorbei.
Wir sind mit Unterstützung der Bundesregierung in der glücklichen Lage, durch die Rabbinerausbildung die Zukunft der jüdischen Gemeinden in unserem Land selbst zu sichern. Die Bundesländer tragen Ihren Teil für die Konstanz und den Bestand der örtlichen Gemeinden und Landesverbände bei. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten ausdrücklich bedanken und Sie meine Herren MPs nehmen meinen Dank an Ihre Kolleginnen und Kollegen bitte mit!"
Für den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland sind also Rabbis, die aus dem Ausland nach Deutschland kamen, um das in der Nazizeit völlig zerstörte Judentum zumindest ansatzweise wiederherzustellen, nichts anderes als "teuer importierte Rabbiner". Wo bleibt die Dankbarkeit gegenüber den vielen Rabbinern, die dem deutschen Judentum aus dem Ausland zur Hilfe kamen ? Nur ein Beispiel: Rabbi Tovia Ben-Chorin, 1936 in Jerusalem geboren, 2009 als Rabbi nach Berlin gekommen. Ist Ben-Chorin einfach nur ein "teuer importierter" Rabbi ? Ist es nicht verletzend, wenn ein Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland so von verdienten Rabbis spricht ? Und Lehrer freut sich noch, dass "diese Zeiten", als Rabbis aus dem Ausland nach Deutschland kamen, "glücklicherweise" vorbei seien. Für den genannten Rabbi Ben-Chorin hätten "diese Zeiten" schon 2013 vorbei sein können, als sein Vertrag in Berlin nicht verlängert wurde; nur eine viel beachtete Petition konnte seine Entlassung verhindern. Heute aber ist Ben-Chorins Amtszeit in Deutschland Geschichte - er ging als Rabbi in die Schweiz.
Lehrer schreckt auch nicht davor zurück, die Absolventen des Abraham-Geiger-Kollegs in Potsdam Rabbiner "made in Germany" zu nennen, als ob sie eine Ware wären. Er stellt sie gegenüber den "teuer importierten" Rabbis als vorzugswürdig hin - sind sie doch offenbar billiger als ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Ausland. Lehrer will also statt "Import-Rabbis" lieber Rabbis "made in Germany".
Dieser "Fortschritt", dass deutsche jüdische Gemeinden "zunehmend" Rabbis "made in Germany" einstellen könnten, komme nicht von ungefähr: "Mit Unterstützung der Bundesregierung", so Lehrer, sei man "in der glücklichen Lage", "die Zukunft der jüdischen Gemeinden in unserem Land selbst zu sichern". Will die Bundesregierung also keine Rabbis aus dem Ausland mehr - sind solche "teuer importierten" Rabbis nicht nur für Lehrer, sondern auch für die Bundesregierung "personae non gratae", also unwillkommene Personen ? Soll Deutschland wieder einmal ein autarkes Land werden, das seine Rabbiner selber "macht" und Rabbis "not made in Germany" abweist ?
geschrieben am 20. Dezember 2016
Allgegenwärtig in Wien ist eine Zeichnung, die - wie die Werbeagentur Merlicek & Grossebner auf ihrer Seite schreibt - "niemand geringerer als Jean-Philippe Delhomme" geschaffen hat: Auf unzähligen Plakaten und Anzeigen ist eine Dame mit weißen Haaren und großen runden Brillengläsern zu sehen, die ein "Fashion"-Magazin in der Hand hält. Hinter ihr trägt ein Mann mit Krawatte einen Hund auf einem Kissen. Die Dame wirbt für "erstaunlich günstiges Wohnen" in der Seniorenresidenz Josefstadt in Wien, wo ein Apartment für eine Person pro Monat ab 3000 Euro "alles inklusive" kostet.
Bei den Anzeigen lautet die Überschrift: "VORGESORGT mit COCO & Co, SORGLOS UMSORGT mit allem PI PA PO." Und der Text: "So schön müsste man es haben mit 79, wie Chantal Apfelbaum (...)."
Der Leser stockt: "Chantal Apfelbaum" ?! Werbung arbeitet mit Assoziationen - und die Assoziation hier: Chantal Apfelbaum ist Jüdin - oder jüdischer Herkunft.
Und die Frage ist: Wird hier ein antisemitisches Stereotyp verbreitet ? Eben das der alten reichen Jüdin, die es sehr viel besser hat als andere ? Warum musste die Werbeagentur ihre Figur, Jahrgang 1937, gerade "Chantal Apfelbaum" nennen ?
geschrieben am 6. und 7. Dezember 2016
Professor Dr. Hans Urbanski war ein enger Vertrauter Zitas. Nach ihrem Tod am 14. März 1989 sorgte er als "Leiter des Begräbniskomitees" für Zitas Bestattung in Wien. Aus Fotos, Briefen, Drucksachen und eigenen Notizen stellte er ein "Zita-Album" zusammen, das einen einmaligen Blick in die Ereignisse vor und nach ihrem Tod ermöglicht. Urbanski überlebte Zita nur um drei Jahre; er starb 1992. Rund 25 Jahre nach Urbanskis Tod veröffentlicht das Marie-Josenhans-Institut nun einige Dokumente aus diesem Album.
Charles T. Mayer hielt seine Lesung aus dem Buch "Klagelieder des Propheten Jeremias" (3, 17 - 26) im Alten Testament.
Eigene Übersetzung der Rede Brainerds:
Heute halten wir das Leben und Zeugnis Ihrer Kaiserlichen Majestät, der Kaiserin von Österreich und Apostolischen Majestät von Ungarn, vor den Thron des Königs der Könige.
Heute sind wir hier, nicht nur um Gott für das Leben der Kaiserin Zita zu danken, sondern auch um dieses Leben Gott anzubieten zur Heiligung und Vollendung.
Sicherlich haben sich wenige Menschen in diesem Jahrhundert so hart angestrengt und versucht, unserer Welt so viel zu geben, und selten wurden so große Talente so brutal zurückgewiesen und gerade für ihren Versuch zu helfen verachtet.
Beim Tod des Kaisers Franz Joseph 1916 war das Kaiserreich Österreich-Ungarn mit extremen Forderungen an seine Struktur konfrontiert. Und als Kaiser Karl und Kaiserin Zita zu der schweren Verantwortung der Throne von Österreich, Ungarn, Böhmen und all ihrer anderen Gebiete gerufen wurden, erforderten diese Lasten der Herrschaft von ihnen außerordentliche Hingabe für die Völker, für deren Dienst Gott sie beide bestellt hatte.
Als zu den Schwierigkeiten, die das Kaiserreich sowieso schon hatte, noch die Vielzahl der Tragödien des 1. Weltkriegs kam, erforderten die schweren Aufgaben, vor denen dieses junge Paar stand, von ihnen eine Reaktion, die keiner von beiden je zu vermeiden suchte und für die beide das volle Maß ihrer Talente einsetzten, immer unterstützt, inmitten von Chaos und Not, durch die Kraft und die Gnade des Glaubens.
Es war der tiefe Wunsch sowohl des Kaisers als auch der Kaiserin, Frieden zu suchen. Diese Suche nach Frieden geschah zuallererst um des Reiches willen, das zunehmend gespalten war durch die Schrecken dieses Krieges. Kaiser und Kaiserin konnten sehen, dass die Probleme, die das Reich hatte, nur durch die Schaffung des Friedens gelöst werden konnten.
Dieses Verlangen nach Frieden war auch bedingt durch ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit dem Heiligen Vater Papst Benedikt XV., dessen Stimme nie aufhörte - in einer Welt, die durch die Gehässigkeiten des Krieges taub geworden war - für die Vernunft des Friedens zu plädieren.
Kaiser Karl, der „Friedenskaiser“, setzte jedes Mittel in seiner Macht ein, um dieses Ziel zu erreichen. Und die Kaiserin schonte sich selbst nicht; sie sah auch nicht die Lebensgefahr für ihren Bruder, Prinz Sixtus, als zu hohen Preis in dieser Suche nach Frieden.
Es ist die Tragödie unseres Jahrhunderts, dass das, was wohl durch den Sieg des Friedens hätte erreicht werden können, verschleudert wurde durch die Niederlage sowohl des Besiegten als auch des Siegers. Wenn wir über die Geschenke nachdenken, die der Friede unserer Welt hätte bringen können, und diese vergleichen mit der quälenden und oft unmoralischen Einführung von Strafbestimmungen, die die Keime von Faschismus, Nazismus, Kommunismus und 2. Weltkrieg säten, dann kommt den Persönlichkeiten des Kaisers und der Kaiserin wahrhaft prophetische Statur zu.
Wäre man ihrem Beispiel gefolgt, hätten beide weiter ihre Pflicht tun können, strahlend und sicher durch die Gnade des Glaubens, wäre es ihnen vergönnt gewesen, weiter zu blühen, dann hätten wohl so viele Tragödien vermieden werden können. So viel Tod und so viele Wunden, so viele Greuel, die immer noch zu Gott nach Vergeltung schreien, wären bestimmt nie geschehen. Stattdessen ergriff schließlich der Wirbelwind von egoistischen und rachsüchtigen Entscheidungen, die erfüllt waren von zynischer Ignoranz der Sieger gegenüber einem in Stücke gegangenen Europa (noch hässlicher geworden und verpestet durch das Gift des Klassen-Hasses), sowohl Sieger als auch Besiegte in einer noch schrecklicheren Katastrophe, an deren Ende die grundlegenden Teile des Reiches, Felix Austria allein ausgenommen, unter den brutalen und gemeinen Despotismus fielen, bei dem wir erst jetzt Anzeichen von Hoffnung sehen.
Jedoch statt mit Bewunderung für den Schmerz persönlicher Einbußen und Opfer, statt mit Wertschätzung für das Leben hingegeben im Dienste am Volk des Reiches, statt mit Sympathie gegenüber einer gerechten Lösung für den Krieg, den sie beide erbten und den sie zu enden versuchten, statt mit Verständnis für die Prinzipien, für die sie beide standen, wurden Kaiser und Kaiserin mit übelwollender und zynischer Verleumdung behandelt.
Aber sogar als die Raubgier der Alliierten und die Flammen revolutionärer Politik zu ihrem Exil führten, schwanden nie Mut und Würde von Kaiser und Kaiserin. Als Zeichen ihrer Hingabe und ihres Dienstes an die herausgehobene Position, zu der sie berufen waren, sagte sich der Kaiser nie von seinen Pflichten los. Als der Kaiser jene zwei Versuche unternahm, seinem Volk zu dienen, begegnete er der Drohung bewaffneter Gewalt, aber nicht von seinem Volk, sondern von denen, die ihn verachteten.
Auch die Kaiserin hat nie die Last ihrer Pflicht niedergelegt, auch wenn dies ihr erlaubt hätte, ihre Armut und ihr Exil zu mildern. Ihre Würde, die aus dem Glauben stammt, ermöglichte es Kaiser und Kaiserin ihr Exil hindurch, gelassen ihre Prinzipien aufrechtzuerhalten – in einer Welt fast ohne Prinzipien. Erschöpft von der Verachtung und der Verfolgung durch seine Feinde, starb der Kaiser im Exil heute vor 67 Jahren. Und für die Kaiserin kam die Einsamkeit ihrer Witwenschaft zu all den anderen Bürden, die auf ihr lasteten. Das Edle ihrer Leben kommt zur Sprache in dem Bibelvers „Selig seid Ihr, wenn Ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werden. Freut Euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ (Matthäus 5, 11)
Europa hat nun für längere Zeit Frieden gehabt; diese Friedenszeit ist länger als jede andere Friedensperiode in der europäischen Geschichte. Dieser Friede, der oft zerbrechlich gewesen sein mag, der auch wieder zerbrechlich werden kann, kommt aus dem Grundsatz, dass der Friede ein Endzweck ist, aus dem Grundsatz der Zusammenarbeit der Nationen, aus dem Grundsatz, dass die Menschen Würde haben und einer Sache dienen, die größer ist als sie selber. All das sind Grundsätze, unterstützt, gelebt und verkündet vom Beispiel des Kaisers und der Kaiserin. Dieses Beispiel, diese Grundsätze, sind nicht vergessen worden. Sie sind lebendig in der Arbeit ihres Sohnes, der, immer das Vorbild seiner Eltern vor Augen, das Parlament Europas leitet und ihm dient.
Nun ist dieses Leben von uns gegangen. Dieses Leben, voll von Gefahr und Schmerz, Trauer, Exil und Enttäuschung, getragen ohne Beschwerde und in einer Würde, die alle, die sie kannte, erhob und tröstete; dieses Leben wird nun vollkommen und heilig, durch Gottes Trost, Gnade und Liebe, erfüllt mit dem Glanz eines ans Ziel gelangten Glaubens.
Vor einigen Stunden wurden die sterblichen Überreste Ihrer Kaiserlichen Majestät neben den Staub ihrer Vorgänger in der Kaisergruft der Kapuzinerkirche in Wien gelegt. Es ist eine der Merkwürdigkeiten der Geschichte, dass ihre Bestattung auf den Todestag des Kaisers fällt. Nun sind die zwei auf der Erde Liebenden wiedervereint in einem Reich, in dem es weder Schmerz noch Trauer gibt.
Dass die Regierung von Österreich ihr zugestanden hat, den angemessenen Platz einzunehmen, also im Tode neben den Mitgliedern des Hauses Habsburg zu liegen, ist ein glänzender Akt von Mitgefühl und Großzügigkeit. Dabei musste allerdings anerkannt werden, dass die Kaiserin, die ihr Leben lang im Glauben und im Dienen verbracht hat, durch ihr Verdienst das Recht erworben hatte, neben diesen berühmten Toten zu liegen.
Im alten „Spanischen Zeremoniell“, beim Begräbnis einer Kaiserin, begehrte der Kammerherr, als der Trauerzug die Kirche erreichte, die Bestattung im vollen kaiserlichen Namen, mit Titeln, Würden und Rang der Verstorbenen.
Ein ungenannter Mönch verweigerte den Einlass.
Erneut verlangte der Kammerherr die Bestattung einer Kaiserin und Königin.
Und wieder wurde das verweigert.
Schließlich bat der Kammerherr nicht für eine Kaiserin, sondern für eine arme Sünderin, die der Bestattung bedürfe.
Dieser letzte Dienst ist heute Kaiserin Zita in Wien erwiesen worden. Und heute legen wir an dieser Stelle, vor dem Obersten Herrn und Gott, die Seele von Zita, seiner Dienerin, in seine gnädigen und liebenden Hände.
geschrieben am 24. November 2016
Wie bewertet Professor Ulrich Battis die Praktiken der dem Vorwärts-Verlag gehörenden Network Media GmbH, die interessierten Firmen Termine mit SPD-Bundesministern "verkaufte" ? Die Bundestagsverwaltung konnte ja Medienberichten zufolge keine "Anhaltspunkte für einen Verstoß gegen Finanzierungsregeln des Parteingesetzes" erkennen. Ein Sprecher der Bundestagsverwaltung begründete das damit, dass Parteien keine Rechenschaft über Einnahmen "solcher eigenständigen Gesellschaften" wie der Network Media GmbH ablegen müssten.
Verglichen mit der Bundestagsverwaltung sieht Professor Battis die Praktiken der "Network Media GmbH" deutlich kritischer: Für ihn sind diese nicht nur "politisch extrem dumm", sondern auch "rechtlich sehr fragwürdig". Diesen kurzen Kommentar des Professors interpretiert das Marie-Josenhans-Institut so: Auch Professor Battis wird es schwerfallen, die Network Media GmbH als wirklich "eigenständige", von der Partei unabhängige Firma zu sehen ...
geschrieben am 23. September 2016, aktualisiert am 24. September 2016
Ein bekannter österreichischer Kulturkritiker sprach in einer ersten Reaktion gegenüber dem Marie-Josenhans-Institut von einer "wüsten Verdrehung der Umstände" und von einer "Geschichtsklitterung bezüglich Saltens": WIEN.ORF.AT, STANDARD.AT und VIENNA.AT brachten in ihren Artikeln im September 2015 einen "geschönten" Lebenslauf Felix Saltens. Die Wienbibliothek hatte letztes Jahr den Nachlass von Felix Salten angekauft - für Georg Leyrer vom "Kurier" ein "Wahlzuckerl" von Kulturstadtrat Mailath-Pokorny an Wiens "greinende Kulturkinder".
Dr. Mailath-Pokorny wurde in den Medien mit den Worten zitiert, der Salten-Nachlass sei ein "sensationeller Neuerwerb" und bringe "neue Einblicke (...) in das Leben Felix Saltens." Neue, aber falsche Einblicke in das Leben Saltens brachten jedenfalls schon einmal die gleichen Artikel.
Dort stand:
Salten "folgte 1925 seinem Freund Arthur Schnitzler als Präsident des österreichischen PEN-Clubs nach. Im Streit mit deutschnationalen Schriftstellern legte er 1933 diese Funktion zurück".
Nachdem das Marie-Josenhans-Institut diese "Zeitungsente" entdeckt hatte, mussten WIEN.ORF.AT und STANDARD.AT ihre Falschmeldung korrigieren.
Der Abschnitt lautet nun:
Salten "folgte 1927 Raoul Auernheimer als Präsident des österreichischen PEN-Clubs nach. Sein Freund Arthur Schnitzler war Gründer und Ehrenpräsident. Nach einem wenig geglückten Auftritt auf einer Tagung in Dubrovnik, in der er nicht gegen das Vorgehen Nazi-Deutschlands Position bezog, legte er 1933 diese Funktion zurück".
http://wien.orf.at/news/stories/2734415/
http://derstandard.at/2000023034037/Wien-Bibliothek-uebernimmt-Nachlass-von-Felix-Salten
Salten war also nicht die Anti-Nazi-Ikone, zu der er in den Medien erklärt, ja verklärt wurde. Er hatte 1933 keinen Streit mit den "deutschnationalen", also mit den österreichischen Nazi-Schriftstellern, ganz im Gegenteil: Als offizieller Delegierter des österreichischen PEN hatte er beim internationalen PEN-Kongress in Dubrovnik im Mai 1933 nicht gegen Nazi-Deutschland protestiert, und er wollte auch nicht einen Monat später die Wiener PEN-Resolution vom 27. Juni 1933 unterschreiben, in der 26 Schriftstellerkollegen "Einspruch" erhoben gegen die "geistige Unterdrückung" in Nazi-Deutschland. Eben weil er nicht gegen Nazi-Deutschland protestieren wollte, verlor er 1933, und zwar in der Sitzung am 27. Juni 1933, sein Amt als österreichischer PEN-Präsident.
Wer ist nun für die "wüste Verdrehung" und "Geschichtsklitterung" verantwortlich?
VIENNA.AT erwähnte als Quelle seines bis heute (Stand 23. September) noch nicht korrigierten Artikels eine Mitteilung aus dem Büro Mailath-Pokornys:
http://www.vienna.at/wien-bibliothek-hat-nachlass-von-bambi-autor-felix-salten-uebernommen/4471800
Sollte also der Kulturstadtrat die Biographie Saltens geschönt oder der Verschönerung extra tatenlos zugesehen haben, um das "Wahlzuckerl" noch süßer aussehen zu lassen ?
Hier die Frage des Marie-Josenhans-Instituts an Dr. Mailath-Pokorny von gestern, 22. September 2016:
"Hat eine Mitteilung von Ihnen, von Ihrem Büro, von der Wienbibliothek oder von einer anderen Institution der Stadt Wien die falschen biographischen Angaben enthalten? Wenn nein, wer sonst hat diese falschen biographischen Anlagen gemacht, die von mehreren Redaktionen übernommen wurden UND wieso haben Sie oder die Wienbibliothek nicht - nach Erscheinen der Artikel beim ORF Wien, bei STANDARD.AT und VIENNA.AT - die Redaktionen umgehend auf den Fehler hingewiesen?
Und hier die Antwort des Kulturstadtrats per Email vom gleichen Tag:
"Ich habe Ihre E-Mail erhalten und gleichzeitig eine Überprüfung der vorliegenden Angelegenheit in die Wege geleitet. Bis zum Erhalt einer endgültigen Antwort möchte ich Sie daher noch um etwas Geduld ersuchen."
Ein Leser des "Kurier" kommentierte die kulturellen "Wahlzuckerln" Mailath-Pokornys so: "Sie sind vergiftet."
https://kurier.at/meinung/kolumnen/kunst-stoff/mund-auf-die-wahlzuckerln-fliegen-tief/156.050.957
Ganz unrecht hat dieser Leser nicht. Im Salten-Nachlass ist jedenfalls nicht das drin, was auf dem (Medien-) Etikett stand: Dokumente eines Streiters gegen die Nazis. Wer hat bloß dieses Etikett angebracht ?
Und: Die Medienberichte nennen nicht den Preis, den die Stadt Wien für den Salten-Nachlass zahlen musste. Interessiert dieser Kaufpreis die Medien nicht - oder hat er sie nicht zu interessieren ?
Samstag, 8. November (aktualisiert am Dienstag, 11. November).
Malu Dreyers Thron als Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz wackelt: Die CDU-Opposition fordert immer lauter Neuwahlen. Nun will Malu Dreyer den Turnaround schaffen, indem sie vier Minister entlässt.
Warum auch Justizminister Jochen Hartloff gehen muss, der mit dem Nürburgring viel weniger zu tun hatte als Innenminister Roger Lewentz, der bleiben darf - das konnte oder wollte Malu Dreyer nicht schlüssig erklären. Eine Vermutung: Muss Hartloff deswegen gehen, weil Malu Dreyer "den idealen Kandidaten" für das Amt gefunden hat ? Der Neue - das ist Professor Dr. Gerhard Robbers, Präsident des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages 2013. Und neue Sozialministerin wird Sabine Bätzing-Lichtenthäler, die Cousine des Trierer Generalvikars Monsignore Dr. Georg Bätzing.
Schmiedet Malu Dreyer ein neues "Bündnis von Thron und Altar" ? Am 31. Oktober 2014 jedenfalls hielt Malu Dreyer am Reformationstag die Kanzelrede in der Trierer Konstantins-Basilika, am Montag, 10. November, reiste sie nach Rom - zur Privataudienz beim Papst.
Georg Bätzing organisierte 2012 die Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt - unter dem Motto "Und führe zusammen, was getrennt ist". Robbers, Mitglied der Evangelischen Kirche, nannte diese Heilig-Rock-Wallfahrt im Youtube-Video "ein gutes Ereignis, von dem Impulse ausgehen" und "auch für Evangelische eine große Bereicherung". Für Martin Luther aber war die Heilig-Rock-Wallfahrt eine, so wörtlich, "neue Bescheisserey zu Trier mit Christus Rock" , und er warnte vor dem "schändlichen Narrenspiel des Teufels" (in "Warnunge Doct. Martini Luther an seine lieben Deutschen (...)", 1546). Und auch der katholische Priester Johannes Ronge bezeichnete 1844 die Heilig-Rock-Wallfahrt als "unwürdiges Schauspiel", "modernen Ablasskram" und "Geistesnacht". Den Veranstalter, den Trierer Bischof Arnoldi, nannte Ronge den "Tezel des 19. Jahrhunderts" (in "Urtheil eines katholischen Priersters über den ,heiligen Rock` zu Trier", 1844) Ronge wurde für seine Äußerung exkommuniziert. Robbers wird Minister.
Am Mittwoch, dem 12. September, gegen 14 Uhr vereidigte Landtagspräsident Joachim Mertes die neuen Minister in Dreyers Kabinett: Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Vera Reiß und Gerhard Robbers. Nach der Vereidigung hielt Frau Dreyer eine Rede im Landtag, in der sie auch ihre neuen Minister vorstellte. Über Gerhard Robbers sagte Dreyer: "Minister der Justiz und Verbraucherschutz ist Professor Dr. Gerhard Robbers. Er ist seit 1998 Professor für Öffentliches Recht an der Universität Trier."
Link zum Video (siehe 82. Plenarsitzung, Teil 2 ab 14.45 Uhr, ab Sendeminute 11):
Robbers ist aber schon seit 1989, also seit 25 Jahren, Professor für Öffentliches Recht an der Universität Trier. 1989 oder 1998 - einfach ein Zahlendreher ? So richtig scheint Frau Dreyer die Vita ihres neuen Justizministers jedenfalls nicht zu kennen. Beim Sprechen hätte ihr die Unstimmigkeit durchaus auffallen können. Malu Dreyer spricht gerne von "Verjüngung". Gerade im Justizministerium hat es jedoch keine "Verjüngung" gegeben: Robbers ist vier Jahre älter als sein Vorgänger Hartloff. Nun ist Frau Dreyer die "Verjüngung" aber wenigstens im Geiste gelungen: Sie hat sich beim Beamten-Dienstalter von Herrn Robbers um 9 Jahre geirrt, ihn also um 9 Jahre "dienstjünger" gemacht. Merkwürdig auch, dass niemand Frau Dreyer während ihrer Rede auf den Fehler hinwies - Herr Robbers saß ja als Zuhörer im Saal ...
Allein mit dem Papst: Malu Dreyer sprach am Montag, dem 10. November, 35 Minuten unter vier Augen mit Papst Franziskus. Nach diesen 35 Minuten durften auch ihr Mann und Bildungsministerin Doris Ahnen am Gespräch mit dem Papst teilnehmen. Malu Dreyer sprach auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Zu der Audienz kam auch die deutsche Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan.
http://www.rlp.de/no_cache/einzelansicht/archive/2014/november/article/gespraech-mit-heiligem-vater/
Malu Dreyer sagte nach ihrem Besuch beim Papst einer SWR-Reporterin in Rom:
"Aber er hat mich sehr ermutigt - auch in meiner Arbeit - und hat mir natürlich gesagt ... - er hat mir auch den Segen gegeben."
Malu Dreyer hatte ein politisches "Geschenk im Gepäck":
"Im Gepäck hatte ich auch Geschenke für den Papst: Wir sind im Gespräch mit den Bischöfen, einen Flüchtlingsfonds aufzulegen, vor allem für die Angehörigen der syrischen Flüchtlinge, die bei uns sind."
Bei ihrem Besuch beim Papst trug Dreyer keine Kopfbedeckung. Dazu sagte sie:
"So wie ich jetzt vor Ihnen stehe, bin ich auch dem Papst begegnet, und der Papst, der Heilige Vater, der die roten Schuhe im Schrank gelassen hat, hat auch gar kein Problem, uns Frauen so zu empfangen."
Radio Vatikan sagte sie zum Thema Ruanda (Ruanda ist das Partnerland von Rheinland-Pfalz):
"Wir haben über Ruanda gesprochen - und das war für ihn auch nochmal so wichtig, uns zu sagen: Machen Sie weiter so ! Für uns in Rheinland-Pfalz war das ja damals auch ein wichtiger Punkt, wirklich auch über unser Land hinauszuschauen und zu überlegen: Wie kann man auch eine solche Partnerschaft entwickeln ? Die Partnerschaft ist über 30 Jahre alt inzwischen, sie ist eine Graswurzelpartnerschaft - ja, der Heilige Vater hat das sehr, sehr positiv kommentiert und uns ermuntert und ermutigt weiterzumachen - in dieser Form."
http://de.radiovaticana.va/news/2014/11/10/post_f%C3%BCr_den_papst:_brief_aus_boppard/ted-835670
Ganz Österreich war am Freitag, dem 24. Oktober, eingeladen, als in Wien das Denkmal für die Menschen, die nicht für Hitler kämpfen wollten, eröffnet wurde: Bundespräsident, Bundesminister, Wiens Landesregierung. Ganz Österreich ? Nein: Angehörige von Ermordeten wurden vergessen. Brigitte Höfert, 74, Tochter von Karl Rupitsch, dem Anführer des Goldegger Widerstands, der im KZ Mauthausen hingerichtet wurde, hatte keine Einladung bekommen. Auch Opferorganisationen wie etwa der KZ-Verband waren nicht eingeladen worden. Sogar nachdem die Tageszeitung "Der Standard" bei den Organisatoren nachgefragt hatte, blieb die Einladung immer noch aus. Die wenigen Stühle beim Staatsakt waren nur für geladene Gäste gedacht. So blieb Frau Höfert nur ein "Zaungast": Während Wiens Bürgermeister und Landeshauptmann Häupl spricht, muss Frau Höfert hinter dem Zaun stehen (siehe Foto). Frau Höfert im Gespräch mit dem Marie-Josenhans-Institut am Freitag in Wien: "Das ist bezeichnend."
Link zum "Standard"-Artikel zu den "vergessenen" Einladungen (vom 23. Oktober):
http://derstandard.at/2000007229296/Eine-Enthuellung-ohne-NS-Opferverbaende
The whole of Austria had been invited on Friday, 24th October, to witness the opening of its memorial for Hitler`s draft resisters in Vienna: President, Federal Ministers, Landesregierung. The whole of Austria ? Nearly. The loved ones of the Murdered were forgotten. Brigitte Hoefert, 74, daughter of Karl Rupitsch, the leader of Goldegg resistance who was murdered in KZ Mauthausen, had received no invitation. Victims` organisations like "KZ-Verband" had not been invited as well. Even when Austrian daily "Der Standard" had questioned the organizers, still no invitation came. The few seats at the opening ceremony were for invited guests only. So Ms. Hoefert`s role was limited to the one of a "Zaungast" - this is the German term for an uninvited "guest" (spectator) behind a fence: While Mr. Michael Häupl, the mayor and Landeshauptmann of Vienna, speaks, Ms. Hoefert has to stand behind the black fence (see photo). Ms. Hoefert talking to Marie-Josenhans-Institut on Friday in Vienna: "That is characteristic."
Link to the "Standard" article about the "forgotten" invitation (from 23rd October):
http://derstandard.at/2000007229296/Eine-Enthuellung-ohne-NS-Opferverbaende
Für Herrn Polenz ist die Verletzung der journalistischen Sorgfalt und des Jugendschutzes durch den Horrorfilm im ZDF-Kinderprogramm eine bloße "Vermutung"
Ruprecht Polenz, Vorsitzender des ZDF-Fernsehrats und Ex-Bundestagsabgeordneter, in seiner Email an das Marie-Josenhans-Institut vom 31. Mai 2016:
"Sehr geehrte Frau Shin, vielen Dank für Ihre Beschwerde vom 29. Mai 2016, in der Sie in der Sendung 'Halloween – Nacht des Grauens' vom selben Tag eine Verletzung von Programmgrundsätzen vermuten."
Professor Dr. Robbers, Präsident des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Hamburg 2013, wurde ein Jahr später Justizminister von Rheinland-Pfalz
Gerhard Robbers im Radio kurz vor seiner Vereidigung zum Justizminister im November 2014:
"Es gibt überall kluge Leute."
EU-Kommission erklärt die Beihilfen des Landes Rheinland-Pfalz für den Nürburgring für illegal
Ministerpräsidentin Malu Dreyer am 1. Oktober 2014 in der SWR-"Landesschau":
"Das ist natürlich bitter, dass diese Beihilfen jetzt auch als illegal sozusagen bescheinigt werden."
EU-Kommission erklärt die Beihilfen des Landes Rheinland-Pfalz für den Nürburgring für illegal
EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia am 1. Oktober 2014 zu Journalisten in Brüssel:
"Wir haben eine negative Entscheidung getroffen (...)."
Ver-rückter Stein von Goldegg 3
Bundestagspräsident Norbert Lammert am 18. September 2014 in einer Email seines Mitarbeiters Franz-Henning Ritschel
"Wir Deutsche bleiben in der Pflicht, allen Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft ein würdiges Gedenken zu bewahren."
Rücktritt des österreichischen Finanzministers und Vizekanzlers und Chefs der Österreichischen Volkspartei
Michael Spindeleggers Rücktrittsrede vom 26. August 2014 im Wortlaut:
"Was ich nicht will, ist, mich dort hinbiegen lassen. Mich zwingen lassen, etwas zu tun, was ich nicht für richtig halte."
Wiesbadens Grüne wollen Bild von SS-Standartenführer Mix nicht aus der "Ahnengalerie" des Rathauses entfernen - und widersprechen damit ihren Limburger Parteifreunden
Stadtverordnete Sabine Gaedeke am 21. Juli in ihrer Antwort auf meinen Offenen Brief zu Mix:
"Wir waren allerdings - und sind auch heute noch - nicht dafür, sein Bild abzuhängen, denn das käme einer unverantwortlichen Löschung notwendiger Erinnerung gleich."
Minister ruft Arbeitgeber an, weil Schwager sich beworben hat -
Amtsmissbrauch und Lügen im Landtag ?
Alexander Schweitzer am 15. Mai in der Plenarsitzung des Landtags Rheinland-Pfalz in Mainz:
"Wenn Sie die Frage stellen: 'Habe ich darum gebeten, jemandem einen Vorteil zu verschaffen?', dann verneine ich diese Frage - dann verneine ich diese Frage."
Rede auf deutsch im Wortlaut
Barack Obama bei seiner Pressekonferenz zum Jahresende 2013:
"(...) die Werte, die wir als Amerikaner haben, sind auch solche, die wir jenseits unserer Grenzen anwenden sollten. Vielleicht systematischer als bisher (...)."
"Votumgate" bei der SPD?
Andrea Nahles zu Fabian Verch am 4. Dezember 2013:
"Bei diesem Anruf handelt es sich (...) keinesfalls um eine offizielle Aktion des SPD-Parteivorstandes"
Gabriel und die Juristen
Sigmar Gabriel am 29. November 2013:
"Ich meine, ein Jurist lebt davon, dass man zu einer rechtlichen Frage mindestens zwei Meinungen haben kann, sonst gäbe es keine Anwälte."
Vergleich mit Nazijurist
Thomas Oppermann zu Gysi am 18. November 2013:
"Der Souveränitätsbegriff, von dem Sie ausgehen, erinnert mich mehr an Carl Schmitt."
Als Aktivistin gegen staatliche Nürburgring-Beihilfen, als stellvertretende Ministerpräsidentin dafür
Eveline Lemke am 18. Juli 2012 zur Nürburgring-Pleite der Landesregierung:
"Wir haben keine Fehler gemacht."
Vom Regierungskritiker zum stellvertretenden Regierungssprecher
Marc Wensierski vor der rheinland-pfälzischen Landtagswahl 2011:
"Ich fühle mich verarscht von der Landesregierung."
Drogenkonsum des SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann
Pressemitteilung von Hartmanns Anwalt am 9. Juli:
"Eine BtM-Abhängigkeit hat Herr Hartmann nicht entwickelt."
SPD-Bundestagsabgeordneter Burkhard Lischka musste das Manuskript seiner Bundestagsrede vor der Sitzung dem SPD-"Planungsstab" vorlegen
Andrea Eriksson von der Bundestagsverwaltung in ihrer Email vom 13. Januar 2015 an das Marie-Josenhans-Institut:
Vorlagezwang "weder eine unzulässige Einschränkung der Mandatsfreiheit noch eine Beeinträchtigung der Würde des Bundestages"
Veronika Mickel, Bezirksvorsteherin der Josefstadt (8. Bezirk) in Wien, übergab zurückgekommene Infobriefe der Meldebehörde, die dann "Abmeldeverfahren" einleitete
Bescheid der österreichischen Datenschutzbehörde vom 5. September 2014 (DSB 122.105):
"Die Datenschutzbehörde entscheidet über die Datenschutzbeschwerde der Soon Im Shin (...) gegen die Bezirksvorsteherin des 8. Wiener Gemeindebezirks (...) wegen Verletzung im Recht auf Geheimhaltung wie folgt: Der Beschwerde wird teilweise stattgegeben und festgestellt, dass die Beschwerdegegnerin die Beschwerdeführerin (...) in ihrem Recht auf Geheimhaltung verletzt hat (...)."
ZDF sendet Horrorfilm im Kinderprogramm
ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut in seiner Antwort vom 15. Juni 2016 auf die Programmbeschwerde des Marie-Josenhans-Instituts:
"Fehler dieser Art dürfen nicht passieren - aber wo Menschen arbeiten, können sie leider passieren."
Tagesschau-"Faktenfinder" nannte Gründe "für den sich hartnäckig haltenden Verdacht, die Freimaurer lenkten die Gesellschaft im Verborgenen"
SWR-Programmdirektor Dr. Christoph Hauser in seiner Antwort vom 29. August 2017 auf die Programmbeschwerde des Marie-Josenhans-Instituts:
"In Ihrer Beschwerde werfen Sie der Autorin (...) vor, die Freimaurer zu dämonisieren. Auch dem widerspreche ich."
Klare Worte zum Abschied
Rabbi Walter Rothschild am 26. März 2017 in seiner Abschiedsrede in der Synagoge von Or Chadasch in Wien:
"Or Chadasch ist eine Gemeinde, arm, klein und isoliert."
Ein Rabbi "made in Germany": Wie aus dem Bünder Jugendlichen Peter Blase der Rabbi und "jüdische Führer" Lior Bar-Ami wurde
Rabbi Bar-Ami in seinem Artikel bei shma.com am 3. April 2013:
"Understanding the gulf between languages, the ability to pass over that gulf, the capacity to observe with different parts of my brain and self, to move from the outside to the inside and back, are additional tools for my professional Jewish leader toolkit."
("Die Kluft zwischen Sprachen zu verstehen; die Fähigkeit, diese Kluft zu überwinden; das Vermögen, mit verschiedenen Teilen meines Gehirns und meines Selbst wahrzunehmen; mich von außen nach innen und wieder zurück zu bewegen - das sind zusätzliche Werkzeuge meines professionellen Werkzeugkastens als jüdischer Führer.")
Englisches Wortspiel Nine-Eleven / Eleven-Nine
Der Wiener Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg in seiner Rede beim Gedenken an die Pogrome des 9. November 1938 in Wien:
"Der 9. November 1938 ist der 11. September der Juden."
Falsche Behauptung, "dass vor einigen Wochen ein jüdischer Schüler mit Kippa in einer Berliner Schule massiv gemobbt wurde"
Dr. Jörg Antoine, Konsistorialpräsident der Evangelischen Kirche Berlin - Brandenburg - schlesische Oberlausitz, in seiner Email an das Marie-Josenhans-Institut vom 16. Mai 2017:
"(...) tatsächlich muss ich mich korrigieren, da ich von einem falschen Sachverhalt ausgegangen bin. Der Junge trug wohl keine Kipa."
Vernichtung des "jüdischen Geistes" durch die Nazis als wichtige Dimension der "Shoah"
Dan Michman in seiner "Simon Wiesenthal Lecture" am 23. Oktober in Wien:
"Der Holocaust war nur die eine Seite der Shoah."
Vom Verdacht der politischen Leistungsverweigerung: Hat der Staat in Köln kalkuliert versagt ? - Ein U-Ausschuss muss her
Narvid Kermani schreibt in der "Kölner Botschaft":
„Hätten die Sicherheitsbehörden die Absicht gehabt (...), Angst vor Flüchtlingen zu schüren und das Vertrauen in den Staat zu untergraben (…), dann hätten sie sich kaum anders verhalten (...)“
Ralf Jäger und die Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht 2015/2016 am Kölner Hauptbahnhof
Meine Reaktion auf den Auftritt von Ralf Jäger im nordrhein-westfälischen Landtag am 11. Januar 2016
"Warum NRW-Innenminister Ralf Jäger gehen muss"
Zum Streit um Kafkas Manuskript
Eiine Betrachtung vom Juli 2015
Kafkas "Der Proceß" - das "Weltdokument" der Shoah
Ver-rückter Stein von Goldegg 2
Ein Zwischenruf - am 26. August 2014:
"Zwei Vermutungen, warum der Goldegger Gedenkstein ver-rückt wurde - und eine Klarstellung"
Ver-rückter Stein von Goldegg 1
Brigitte Hoefert, Tochter von Freiheitskämpfer Karl Rupitsch, in Goldegg am 8. August 2014:
"Die Enthüllung der Gedenktafel für die Opfer des sogenannten "Sturm" am 2. Juli 1944 hatte ich am 70. Jahrestag geplant. Wie Sie wissen, ist dies von maßgeblichen Stellen verhindert worden."
Aberkennung des Ehrengrabes von SS-Standartenführer Erich Mix in Wiesbaden
Mein offener Brief an die Wiesbadener Rathausfraktion der Grünen vom 13. Juli 2014:
"Fremdschämen UND Selbstschämen - Oder: Wie konnte das Ehrengrab von Erich Mix 43 Jahre lang in Wiesbaden bestehen?"
Hauseigentümer muss aus Parkplatz wieder Vorgarten machen, "um die Glaubwürdigkeit der Wiesbadener Bewerbung um die Anerkennung als Weltkulturerbe zu unterstreichen"
Mein Brief an Stadträtin Sigrid Möricke vom 15. Juni 2014:
"Wieso stehen Vorgärten im Rheingauviertel unter Denkmalschutz, nicht aber das Bären-Bad?"
Prügel beim Wiener Opernball
Pfaffelhubers Rede vom 27. Februar 2014 im Wortlaut:
"Kaum sagt man was, was diesen Leuten nicht passt, wird man geschlagen, geprügelt. Es ist dramatisch."
"Unseren Hass den könnt Ihr haben" - das Motto zur Demo gegen den Wiener Akademikerball
Mein Beitrag zur Diskussion in Österreich:
"Slogan ist kein Aufruf zur Gewalt"
Nazi-Destruction of "Jüdischer Geist" as important dimension of Shoah
Professor Dan Michman in his "Simon Wiesenthal lecture" on 23rd October in Vienna:
"Holocaust was only one page of Shoah."
(Marie Josenhans, 1855-1926, deutsche Sozialarbeiterin und Sozialpolitikerin)
Projekte für die Öffentlichkeit.
Soonim SHIN
Magistra Artium (M. A.)
Staatlich anerkannte
Diplom-Sozialarbeiterin (FH)
Kaiser-Karl-Ring 6
D-55118 Mainz
Robertgasse 1
A-1020 Wien
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